Hunde

In den letzten Jahren möchten viele Hundebesitzer ihre Tiere natürlich ernähren und gehen dazu über, selbst für ihren Hund zu kochen. Außerdem werden viele Menschen industriell hergestelltem Fertigfutter gegenüber skeptisch und folgen daher angeblich natürlichen und artgerechten Ernährungstrends wie Barfen ("Bone and Raw Food" bzw. "biologisch artgerechtes rohes Futter") oder getreidefreie Fütterung. Leider gibt es dabei verschiedene Haken: Bedingt durch die Domestikation (Haustierwerdung) kann der Hund Kohlenhydrate deutlich besser verdauen als der Wolf. Auf der anderen Seite kann der Hund aber bestimmte Aminosäuren nicht mehr selber in ausreichendem Maße bilden. Ein Mangel an diesen Aminosäuren, insbesondere Taurin, kann schwerwiegende Erkrankungen des Herzens hervorrufen (siehe auch Getreidefreie Fütterung erhöht das Risiko von Herzerkrankungen).

Des Weiteren reicht die Zusammensetzung einer Futterration für Hunde, die auf Muskelfleisch basiert und pflanzliche Bestandteile nur in "homöopathischen Dosen" enthält, nicht im Entferntesten an die Zusammensetzung eines Beutetiers heran. So enthält Muskelfleisch extrem viel weniger Kalzium und andere Mineralstoffe als ein ganzes Kaninchen, dafür z. B. aber deutlich mehr Eiweiß, siehe Tabelle.

Und: Schlund und Kehlkopf (auch getrocknet) kann größere Mengen an Schilddrüsengewebe enthalten und damit Einfluss auf den Jodstoffwechsel und die Schilddrüsenfunktion nehmen.

 

Bestandteil Einheit Beutetier Kaninchen Muskelfleisch Rind Muskelfleisch Huhn Muskelfleisch Pferd Tendenz im Vergleich zum Beutetier
 Feuchte g/kg Frischmasse 825 730 740 740  ↓
 Rohasche  " 12,3 37,4 38,2 38,0  ↓ ↓ 
 Rohprotein  " 58,9 78,0 88,4 73,0  ↑ ↑ 
 Rohfett g/kg Trockenmasse 163 128 34,6 143  (↓) 
 Kalzium  " 31,3 0,28 0,54 0,58  ↓ ↓ ↓ 
 Phosphor  " 23,2 4,44 8,15 5,55  ↓ ↓ 
 Natrium  " 9,16 2,19 2,54 1,53  ↓ 
 Kupfer mg/kg Tockenmasse 16,0 3,59 7,69 7,69  ↓ 
 Zink  " 138 83,4 38,5 96,2  ↓ 

Es gibt zwar die Möglichkeit, bestimmte Bestandteile durch natürliche Zutaten zu ergänzen, z. B. Kalzium durch Knochen oder Eierschalen oder Eisen durch frisches Blut, aber wer möchte schon Knochen so sehr zerkleinern, dass das Kalzium für den Hund verwertbar wird, ganz abgesehen davon, dass viele Hunde gar keine Knochen vertragen, oder gar frisches Blut zufüttern?

Es liegt zwar aufgrund der ähnlichen Begriffe nahe, Fertigfutter für Tiere mit Fertiggerichten für Menschen gleichzusetzen, was aber nicht korrekt ist. Fertiggerichte sind häufig wirklich ungesund, da diese bekanntermaßen zu viel Fett, Zucker und/oder Salz sowie zu wenig Mineralstoffe und Vitamine enthalten. Im Gegensatz dazu gibt es für Fertigfutter, insbesondere für Alleinfutter, genaue gesetzliche Vorschriften über die Zusammensetzung und die erlaubten Zusatzstoffe. So darf nur einwandfreies Fleisch verwendet werden, also solches, das für die menschliche Ernährung tauglich ist. D.h., dass für Fertigfutter das Fleisch verwendet wird, das wir zwar essen könnten, aber nicht wollen. Wer isst heute schon noch Ochsenschwanz oder Kopffleisch? Außerdem muss das Verhältnis von tierischen zu pflanzlichen Zutaten stimmen, also etwa 1/3 tierisch und 2/3 pflanzlich und es müssen alle Vitamine, Mengen- und Spurenelemente in ausreichender Menge und in einem ausgewogenen Verhältnis enthalten sein. Definierte Konservierungsstoffe dürfen zwar zugesetzt werden, sind bei den modernen Herstellungsverfahren aber häufig gar nicht erforderlich. Und zu guter Letzt der Zucker: Zucker darf allenfalls als Zuckercouleur in Mengen von unter 1 Prozent enthalten sein und dient lediglich der Färbung, damit das Futter für den Besitzer ansprechender aussieht - dem Hund ist die Farbe seines Futters egal.

Stiftung Warentest untersucht fast jedes Jahr Hunde- oder Katzenfutter, mal Nassfutter, mal Trockenfutter. Und fast jedes Mal schneiden die Futter der Discounter am besten ab, während insbesondere TK-Barfrationen wegen hoher Keimbelastung als mangelhaft bewertet werden.

Wie kann man die Versorgung des Hundes mit allen lebenswichtigen Stoffen überprüfen? Von einigen tiermedizinischen Laboren werden sog. Barfprofile angeboten, in denen die Untersuchung des Blutspiegels von etlichen Mengen- und Spurenelementen sowie Vitaminen enthalten ist. Leider sind diese Werte praktisch nicht aussagekräftig, da der Körper die Spiegel dieser Elemente in engen Grenzen reguliert und teilweise erhebliche Reserven irgendwo im Körper eingelagert sind. Daher treten abweichende Blutwerte erst dann auf, wenn die Reserven völlig aufgebraucht sind. Die aufgebrauchten Reserven wiederum führen zu gesundheitsschädlichen Mangelzuständen. Hier ist der einzig praktikable Weg die Rationsberechnung und die Ergänzung mit entsprechenden Zusatzpräparaten.

Hundebesitzer sind in der Regel keine Fachleute für Ernährung sind und werden häufig durch Beiträge selbsternannter "Fütterungsexperten" in Internetforen oder Skandalberichte in den Medien dazu verleitet (um nicht zu sagen aufgestachelt), das Futter für ihre Tiere selbst zuzubereiten. Des Weiteren werden vielfach falsche Informationen verbreitet ("Der Hund stammt vom Wolf ab und ist ein reiner Fleischfresser"), Informationen über Rationskontrollen werden viel zu selten angeboten... Darüber hinaus sind auch noch Daten über die Zusammensetzung etlicher Bestandteile gar nicht verfügbar, dies macht es insgesamt ausgesprochen kompliziert, einen Hund mit einem selbst hergestellten Futter bedarfsgerecht zu versorgen. In der nachfolgenden Tabelle sehen Sie Ergebnisse und Beurteilungen rechnerischer Überprüfungen von 112 selbst hergestellten Rationen:

Beanstandung Anzahl der Beanstandungen Anteil in %
Überversorgung  
Protein 107 95,5
Energie 98 87,5
Kalzium 62 55,4
Kupfer 58 51,8
Unterversorgung  
Protein 2 1,8
Energie 5 4,5
Kalzium 23 20,5
Natrium 89 79,5
Kupfer 54 48,2
Eisen 103 92,0

Damit ergibt sich als abschließende Beurteilung moderner Fütterungstrends Folgendes:

BARF: Es ist praktisch unmöglich, einen Hund ohne genaue Rationsberechnung bedarfsgerecht und gesund zu barfen.

Getreidefrei: Wenn Wölfe ein Beutetier erlegen, handelt es sich meist um größere oder kleinere Pflanzenfresser, von denen als erstes der Magendarmtrakt aufgerissen und der vorverdaute Inhalt gefressen wird. Bei diesem Inhalt handelt es sich vielfach um Gräser. Nun gehört aber Getreide botanisch zu den Gräsern, so dass es weder sinnvoll noch notwendig ist, auf Getreide in der Hundeernährung zu verzichten. Insbesondere sei nochmal erwähnt, dass Hunde pflanzliche Bestandteile deutlich besser verdauen können als Wölfe. Selbstverständlich begründen individuelle Unverträglichgkeiten eine Ausnahme.

Wenn man trotz aller obiger Argumente immer noch selber für seinen Hund kochen möchte, sollte man mit einem auf Fütterung spezialisierten Tierarzt oder einer Tierärztin sprechen und sich einen Fütterungsplan erstellen lassen, der den Bedürfnissen von Hund und Mensch gerecht wird. Dieser Plan ist dann auch genau so wie erstellt umzusetzen und zwar dauerhaft! Eine Möglichkeit der Rationsüberprüfung finden Sie hier: feed consult, Prof. Dr. Petra Wolf, Fachtierärztin für Tierernährung und Diätetik.

Und daher das Fazit: 40 Jahre haben wir Tierärzte keine fütterungsbedingten Mangelerscheinungen beim Hund gesehen. In den letzten Jahren kommen sie jedoch wieder vermehrt vor. Leider werden sie häufig erst spät erkannt, da niemand mehr mit ihnen rechnet.

Tabellen mit freundlicher Genehmigung aus: Prof. Dr. Petra Wolf, BARF - was spricht dafür, was dagegen?, Team konkret 2020, 16

Der neueste Trend in der Hundefütterung heißt getreidefrei. Das macht bei Allergien gegen Weizen oder Reis natürlich auch Sinn. Diese Fütterung wird zur Zeit allerdings häufig als Allheilmittel gegen z. B. Giardien, Allergien allgemein oder sonstige Gebrechen aller Art propagiert, mit der Begründung, Wölfe fräßen auch kein Getreide. Aber der Hund ist eben kein Wolf, sondern über Jahrtausende zum Haustier geworden und damit an eine andere Ernährung angepasst, die eben auch Getreide enthält. Der Hund hat in der Zeit der Haustierwerdung die Fähigkeit entwickelt, Getreide zu verdauen und aufzuschließen, aber offensichtlich auch die Fähigkeit verloren, eine bestimmte Aminosäure, das Taurin, selbst herzustellen.

Dies legen zumindest Beobachtungen englischer Tierärzte nahe. Diesen ist aufgefallen, dass bei Hunden, die nicht rassebedingt zu einer dilatativen Herzerkrankung neigen, diese deutlich häufiger auftritt, und zwar ausschließlich bei getreidefrei ernährten Tieren. Bei diesen Hunden war der Taurinspiegel im Blut deutlich erniedrigt und nach Zugabe von Taurin besserte sich die Symptomatik deutlich.

Inzwischen hat die U.S. Food and Drug Administration eine Warnung herausgegeben.

Was bedeutet das für die normale Hundehaltung? Getreide ist nicht nur ein guter und nährstoffhaltiger Futterbestandteil, sondern offensichtlich brauchen Hunde Getreide, um ihren Taurinbedarf zu decken. Nur bei Hunden, die auf bestimmte Getreidesorten allergisch reagieren, sollten diese vermieden werden. Dann allerdings ist eine Ergänzung mit Taurin erforderlich.

Zuerst zur Begriffsbestimmung:

  • die Kastration:
    Bei einer Kastration werden die Keimdrüsen operativ entfernt, beim männlichen Tier die Hoden, beim weiblichen die Eierstöcke. Durch diesen Eingriff wird die Produktion von Geschlechtshormonen verhindert und damit das Sexualverhalten komplett unterbunden.
  • die Sterilisation:
    Im Gegensatz zur Kastration werden bei der Sterilisation die Keimdrüsen belassen und nur die Keimwege unterbunden, beim männlichen Tier die Samenleiter, beim weiblichen die Eileiter. Die Produktion von Geschlechtshormonen und damit das Sexualverhalten bleibt in vollem Umfang erhalten.

In der Tiermedizin wird ausschließlich die Kastration durchgeführt, da besonders bei Hündinnen und Kätzinnen nach Sterilisation Spätfolgen auftreten können, die eine erneute Operation erforderlich machen. Außerdem geht es bei diesem Eingriff ja gerade um das Ausschalten des Fortpflanzungsverhaltens.

Gesetzliche Grundlagen und Einschränkungen
Nach § 6 Tierschutzgesetz fällt die Kastration von Hunden (männlichen und weiblichen) ebenso wie das Kupieren von Ohren und Ruten sowie das Entfernen der Wolfskrallen unter das Amputationsverbot und darf nur beim Vorliegen von medizinischen Gründen vorgenommen werden.

Der Wunsch des Tierbesitzers ist dafür nicht ausreichend und eine nur aus Bequemlichkeit vorgenommene Kastration damit illegal!

Welche Gründe gibt es für eine Kastration?

beim Rüden:

  • unerwünschtes oder übersteigertes Sexualverhalten
  • sexualhormonbedingte Aggressivität (bei allen anders bedingten Formen von Aggressivität kann eine Kastration keinen Erfolg bringen!)
  • Prostataerkrankungen
  • Hodentumoren

bei der Hündin:

Ab welchem Alter kann ein Hund kastriert werden?
Auf diese Frage gibt es eine Vielzahl von Antworten, die alle in irgendeiner Form eine Berechtigung haben, so dass der richtige Termin im Einzelfall ermittelt werden muss:

  • Geschlechtshormone werden im Wachstum und bei der Ausreifung von Körper und Psyche benötigt. Daher erscheint es sinnvoll, diese Hormone zu belassen, bis die Tiere ausgereift, d.h. erwachsen sind.
    Die soziale Reife erreichen die Tiere mit etwa 1,5 Jahren. Der Besitzer merkt dies daran, dass die Hunde beginnen, ihre Stellung in der Rangordnung in Frage zu stellen oder dass sie anfangen, ihre Aufgaben als Wachhund zu erfüllen.
    Die körperliche Ausreifung ist noch später abgeschlossen: Bei Hunden kleiner Rassen geht man von einem Alter von etwa 2 Jahren aus, bei großen von 3 Jahren und mehr.
  • Eine Kastration einer Hündin vor der 1. Läufigkeit senkt die Häufigkeit des Auftretens von Gesäugetumoren im Alter. Das stimmt, aber wenn man weiss, dass das tatsächliche Risiko einer solchen Tumorentwicklung bei etwa 2 % der Hündinnen liegt und diese Tumoren überwiegend im fortgeschrittenen Lebensalter auftreten, dann relativiert sich diese Aussage. Außerdem ist nach neuesten Forschungsergebnissen das Körpergewicht der Tiere im ersten Lebensjahr von weit größerer Bedeutung:
    Bei Übergewicht in diesem Lebensabschnitt steigt die Wahrscheinlichkeit, an Gesäugetumoren zu erkranken, erheblich!
  • Eine kastrierte Hündin lockt keine Rüden mehr an und blutet nicht mehr, ein kastrierter Rüde läuft nicht mehr weg oder heult die ganze Nachbarschaft zusammen.
    Dieser Grund sollte hinter gesundheitlichen Aspekten zurückstehen und ist eigentlich nur von Bedeutung, wenn mehrere Hunde unterschiedlichen Geschlechts in einem Haushalt leben.

Wie wird die Kastration beim Hund durchgeführt?
Bei beiden Geschlechtern erfolgt eine Operation unter Vollnarkose und unter sterilen Bedingungen.

Beim Rüden wird vor dem Hodensack die Haut eröffnet und beide Hoden durch diesen Schnitt entfernt. Wichtig ist Leinenzwang bis zur Entfernung der Fäden, da sich das OP-Gebiet zwischen den Hinterschenkeln befindet und damit bei jedem Schritt belastet wird. Eine gewisse Schwellung in diesem Bereich ist normal, durch zu viel Bewegung kann es aber zu erheblichen Schwellungen und Schmerzen kommen.

Bei der Hündin werden durch einen Bauchschnitt beide Eierstöcke entfernt. Auch hier ist bis zum Ziehen der Wundfäden eine Schonung des Tieres erforderlich.

Welche Nebenwirkungen oder Spätfolgen können auftreten?
Da es sich bei Kastration oder Sterilisation um eine Operation unter Vollnarkose handelt, muss man in jedem Fall mit Narkosezwischenfällen rechnen. Durch moderne Narkosen und gute Überwachung während des Eingriffs kann man diese Gefahr zwar mindern, aber niemals ganz ausschließen.

Wie bei jeder anderen Operation ist auch bei einer Kastration die Möglichkeit von Nachblutungen gegeben, diese kommen aber nur sehr selten vor.

Beim Rüden ist eine mittelgradige Wundschwellung normal, aber solange kein Fieber auftritt und der Hund sich normal bewegt, ist keine weitere Behandlung erforderlich.

Als Spätfolgen können auftreten:

beim Rüden:

  • Gewichtszunahme durch ruhigeres Verhalten: Dies ist in den Griff zu bekommen durch eine geringere Fütterung und mehr Bewegung.
  • Trägheit: Hier hilft nur Animieren zu mehr Bewegung und Spiel. Wenn kein Erfolg zu verzeichnen ist, sollte die Funktion der Schilprüse überprüft werden.

 bei der Hündin:

  • Gewichtszunahme und Trägheit: siehe Erläuterungen beim Rüden
  • gesteigerte Aggressivität und Ängstlishkeit: Es kann sehr selten vorkommen, etwa bei einer von 1000 Hündinnen, dass nach der Kastration eine erhöhte Agressivität auffällt. Dies kommt vor bei Hündinnen, die schon vor der Kastration zu agressivem Verhalten neigen. Bei diesen Tieren sollte man vorher überlegen, ob eine Kastration anzuraten ist.
    Bei frühkastrierten Hündinnen muss man außerdem mit einer Steigerung des Angstverhaltens rechnen. Diese kann sich in gesteigerter Trennungsangst oder verstärktem Fluchtverhalten äußern.
  • Harninkontinenz: Durch den Östrogenmangel kommt es bei etwa einem Drittel der Hündinnen in späteren Lebensjahren zu einer Inkontinenz. Es scheint so, dass die Inkontinenz nach Kastration vor der Pubertät seltener auftritt als nach Kastration nach der Pubertät. Allerdings tritt sie nach Frühkastration sehr viel heftiger auf als nach später erfolgtem Eingriff und ist auch schwerer zu behandeln. Die Behandlung erfolgt in der Regel medikamentös.
  • Bei Hündinnen, die vor der ersten Läufigkeit kastriert worden sind, die also nie eine Läufigkeit durchgemacht haben, kann es zu jedem Zeitpunkt im späteren Leben zu einer juvenilen Vaginitis, einer Scheidenentzündung, kommen. Diese ist normalerweise eine Erkrankung weiblicher Welpen, die mit dem Einsetzen des Zyklus verschwindet. Nach Frühkastration ist sie häufig behandlungsresistent.

 

Im Jahr 2002 wurde von einer Kollegin aus Bielefeld eine Studie durchgeführt, die sich mit gesundheitlichen und verhaltensbedingten Folgen der Kastration beim Hund beschäftigt. Die Ergebnisse dieser Studie liegen jetzt vor.

Im Rahmen der Studie wurden die Eigentümer von etwa 1000 Hunden jeden Alters, vieler Rassen und beiderlei Geschlechts mittels eines Fragebogens nach körperlichen und psychischen Folgen der vorausgegangenen Kastration ihres Tieres befragt.

Durch diese Art der Befragung sind die Ergebnisse sicherlich nicht objektiv und stellen daher auch nicht die alleinseligmachende Wahrheit dar, aber sie zeigen doch Trends und Wahrscheinlichkeiten auf.

Die Ergebnisse im Einzelnen:

Veränderungen bei Hündinnen:

  1. gesundheitliche:
    • Fellveränderungen: 49 %
    • Gewichtszunahme: 44 %
    • vermehrter Hunger: 40 %
    • Harntröpfeln: 28 %
  2. Verhaltensänderungen:
    • größere Ausgeglichenheit: 51 %
    • aktiveres Verhalten: 22 %
    • lethargisches Verhalten: 15 %
    • geringere Aggressivität gegen andere Hündinnen: 12 %
    • erhöhte Aggressivität gegen andere Hündinnen: 9 %
    • erhöhte Aggressivität gegen andere Hunde allgemein: 11 %

Veränderungen bei Rüden:

  1. gesundheitliche:
    • Gewichtszunahme: 47 %
    • vermehrter Hunger: 46 %
    • Verschwinden von Vorhautentzündungen: 45 %
    • Fellveränderungen: 32 %
    • Harnträufeln: 9 %
  2. Verhaltensänderungen:
    • ausgeglicheneres Verhalten: 63 %
    • verbesserter Gehorsam: 34 %
    • verminderte Aggressivität gegen andere Rüden: 34 %
    • Besteigungsversuche durch andere Rüden: 19 %
    • lethargisches Verhalten: 13 %
    • Unsicherheit im Umgang mit anderen Hunden: 7 %
    • verminderte Aggressivität gegenüber der Familie: 7 %
    • verminderte Aggressivität gegenüber Fremden: 2 %


Zumindest bei Rüden scheinen die Veränderungen im Aggressionsverhalten eine deutliche Altersabhängigkeit zu besitzen: Tiere, die sehr früh kastriert wurden, im Alter von unter 6 Monaten, aber auch Tiere, die bei der Kastration zwischen 6 und 12 Monaten alt waren, zeigen mit größerer Wahrscheinlichkeit erhöhtes Aggressionsverhalten gegenüber anderen Hunden beiderlei Geschlechts oder fallen durch verminderte Ausgeglichenheit auf. Daraus lässt sich folgern, dass man Rüden möglichst nicht vor der Vollendung des ersten Lebensjahres kastrieren sollte.

3 % der Hunde beiderlei Geschlechts zeigen nach der Kastration eine verlängerte Wachstumsperiode, allerdings 35 % der Tiere, die zum Zeitpunkt der Kastration unter 6 Monate alt waren.

Daher erscheint es nicht sinnvoll, bei Hunden zur Frühkastration zu raten.

Und noch einmal mit besonderer Betonung: Auch in dieser Studie zeigt sich wieder, dass nur sexuell bedingte Aggressivität durch eine Kastration beeinflusst werden kann, nicht aber Aggressivität, die durch Beutefang-, Revier- oder Dominanzverhalten ausgelöst wird.

Zuerst die wichtigste Frage: Wann und wie häufig treten Gesäugetumoren bei der Hündin auf?
Ältere Untersuchungen sprechen von Häufigkeiten bei nicht kastrierten Hündinnen zwischen 40 und 60 %, wobei die Häufigkeit mit der Zahl der vorausgegangenen Trächtigkeiten und Scheinträchtigkeiten in Beziehung gesetzt wurde. Meist wurden diese Zahlen aus vorselektierten Patientengruppen hergeleitet, so z. B. aus Tumoreinsendungen aus pathologischen Instituten usw.

Wie man heute in ganz neuen Untersuchungen nachgewiesen hat, ist man bei diesen Berechnungen zu wesentlich zu hohen Zahlen gekommen. Heute geht man davon aus, dass etwa 0,2 - 1,8 % der nicht kastrierten Hündinnen von Tumoren im Gesäuge betroffen sind, von denen etwa die Hälfte gutartig ist. Außerdem treten diese Tumoren fast ausschließlich im fortgeschrittenen Lebensalter auf.

Auch der Zusammenhang von durchgemachten Scheinträchtigkeiten und Gesäugetumoren hat sich nicht bestätigt.
Über den Zusammenhang von Trächtigkeit und Turmorwachstum lassen sich noch keine endgültigen Aussagen treffen, der Zusammenhang scheint aber von eher untergeordneter Bedeutung zu sein.

Aber wiederholt bestätigt hat sich der Zusammenhang zwischen der Ernährung im ersten Lebensjahr und dem Auftreten von Gesäugetumoren in späteren Lebensjahren: Bei einer stark fleischbetonten Ernährung und deutlichem Übergewicht steigt die Tumorwahrscheinlichkeit erheblich.

Und genau hier liegt auch der wichtigste Ansatz für die Vorbeugung: Während des ersten Lebensjahres einer Hündin sollte konsequent auf die Vermeidung von Übergewicht geachtet werden und es sollten Futtermittel bevorzugt werden, die eine ausgewogene Mischung von tierischem und pflanzlichem Eiweiss aufweisen, dabei darf man "Leckerlis" und sonstige Belohnungen und Kauknochen usw. nicht vergessen.

Generell sollte die Ernährung eines Hundes nur zu einem Drittel aus tierischen Produkten bestehen und zu zwei Dritteln aus pflanzlichen Anteilen. Genau umgekehrt ist es bei Katzen, daher ist Katzenfutter zur Aufzucht besonders von weiblichen Hundewelpen nicht geeignet!

Als weitere Vorbeugung vor dem Auftreten von Gesägetumoren wird immer wieder die frühe Kastration vor der ersten Läufigkeit genannt. Dieser Zusammenhang liess sich auch in neuesten Untersuchungen bestätigen, allerdings stellt sich die Frage, ob eine Verringerung der Tumorwahrscheinlichkeit von unter 2 % auf etwa 0,01 % bei Kastration vor der ersten Läufigkeit die erheblichen Auswirkungen auf die Entwicklung der Hündin und die Gefahr des Auftretens der sonstigen Nebenwirkungen gerechtfertigt. Auch die Tatsache, dass eine Kastration nach der 2. Läufigkeit, also mit knapp 1,5 Jahren, die Tumorwahrscheinlichkeit immer noch auf unter 0,5 % reduziert, lässt am Sinn der Frühkastration zweifeln.

Eine weitere, heute leider noch viel zu wenig genutzte Vorbeugungsmethode liegt, analog zu den Vorsorgeuntersuchungen bei der Frau, in der wöchentlichen Tastuntersuchung des Gesäuges durch den Besitzer ab dem 6. Lebensjahr, unterstützt durch regelmäßige Kontrollen durch den Tierarzt. Diese sollten ab dem 6. Lebensjahr in jährlichen Abständen, z. B. im Rahmen der Impfuntersuchung, ab dem 8. Lebensjahr halbjährlich durchgeführt werden.

Tastuntersuchung des Gesäuges

Lassen Sie sich von Ihrem Tierarzt die Untersuchungstechnik zeigen und fragen Sie, bei welchen Befunden es nötig wird, die Praxis auch zwischen den Routineuntersuchungen aufzusuchen.

Was aber, wenn wirklich ein Tumor festgestellt wird?
Bis vor wenigen Jahren ist man davon ausgegangen, dass es nicht unbedingt sinnvoll ist, schon kleine Geschwülste operativ zu entfernen, da:

  • bei einer Operation noch eben schnell Tumorzellen weitergegeben werden und man dann nach 4 Wochen den nächsten Tumor hat
  • kleine Tumoren nur sehr selten bösartig sind
  • der Hund für eine Narkose eh' schon zu alt ist
  • usw. usw.
großer Gesäugetumor bei einer 7-jährigen Rauhhaardackelhündin multiple Gesäugetumoren bei einer 6-hährigen Boxerhündin

Heute weiss man, dass es gesicherte Zusammenhänge gibt zwischen Tumorgröße und Überlebensrate nach Operation. Was man immer noch nicht weiss, ist,

  • wie überhaupt bösartige Tumoren entstehen
  • ob und wann sich gutartige in bösartige Tumoren umbilden können
  • ob und wohin ein Gesäugetumor bereits gestreut, also Metastasen gebildet, hat
  • ob der ertastete Tumor gut- oder bösartig ist.

Zumindest bei den letzten beiden Punkten können weiterführende Untersuchungen Hinweise geben:

Bei dem Vorliegen eines größeren Tumors sollte vor der Operation eine Röntgenaufnahme der Lunge angefertigt werden, um zumindest Lungenmetastasen, die größer als 5 mm sind, zu entdecken. Die meisten Metastasierungen erfolgen in die Lunge, gefolgt vom Skelettsystem. Ein Durchröntgen des gesamten Skeletts ist aber nicht erforderlich, lediglich bei bestehenden Lahmheiten sollte gezielt nach Knochenmetastasen gesucht werden.

Ob und wie sehr ein Tumor bösartig ist, lässt sich ohne Gewebeprobe nicht sicher feststellen, eine Ultraschalluntersuchung kann eventuell Hinweise geben. Sicherheit bringt nur die histiologische Gewebeuntersuchung aus entnommenem Material, entweder aus einer Gewebeprobe oder aus einem in Gänze entfernten Tumor.

Und noch eins: Mit den heutigen, sehr sicheren Narkoseverfahren können auch sehr alte Hunde eine Operation ohne Probleme überstehen, auch, wenn sie vorab schon schwere Herzerkrankungen zeigen. Diese Hunde sollten, nachdem sie auf Herzmedikamente eingestellt wurden, in einer Klinik unter Intensivbedingungen operiert werden. Tiere mit Metastasen allerdings sollten von einer Operation ausgeschlossen und mit anderen Methoden behandelt werden.

Der Eintritt der Pubertät, also das Auftreten der ersten Läufigkeit liegt bei der Hündin in der Regel zwischen dem 7. und dem 9. Lebensmonat. Besonders bei großen Rassen kann die erste Läufigkeit auch ohne Vorliegen einer Störung erst nach 12 oder 18 Monaten beginnen.

Übergewicht verzögert den Eintritt der ersten und eventuell auch der zweiten Läufigkeit.

Vor der ersten Läufigkeit kann ein farbloser oder weißlicher Ausfluss auftreten.

Die Läufigkeit der Hündin kann über das ganze Jahr hinweg verstreut auftreten. Es gibt jedoch gewisse Häufungen im Mai, Juli und September. Der Sexualzyklus der Hündin unterteilt sich in:

  • die Vorbrunst (Proöstrus, 5 bis 15 Tage)
  • die Brunst (Östrus, 5 bis 15 Tage)
  • die frühe Nachbrunst (Metöstrus, 10 bis 20 Tage)
  • Im Falle der Nichtträchtigkeit folgt die späte Nachbrunstphase (später Metöstrus, 70 bis 100 Tage)
  • daran schließt sich die 50 bis 60 Tage dauernde Ruhephase (Interöstrus) an

 Der Zeitraum der Vorbrunst und der Brunst werden als Läufigkeit bezeichnet. In der Vorbrunst schwellen die Schamlippen an, und es besteht blutiger Scheidenausfluss. Die Hündin ist für den Rüden attraktiv, jedoch noch nicht deckbereit.

Daran schließt sich die Phase des Östrus, die Hochbrunst, an. Nur in dieser Zeit lässt die Hündin den Deckakt zu, fordert den Rüden sogar aktiv auf. Der Scheidenausfluss wird heller (fleischwasserfarben) und in der Menge geringer. Die vorher prallen Schamlippen sind jetzt weich, schlaff und geschwollen.

Die mit der Läufigkeit einhergehenden Blutungen werden durch den Anstieg der Brunsthormone (Östrogene ) ausgelöst. Der beste Decktermin liegt zwischen dem 10. und 15. Tag nach Läufigkeitsbeginn mit großen individuellen Schwankungen. In der Regel ist mit keiner erfolgreichen Bedeckung zu rechnen, solange der Ausfluss noch deutlich blutig ist. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den geeigneten Deckzeitpunkt festzustellen:

  • der Duldungsreflex: Nur während der Hochbrunst lässt sich der Duldungsreflex auslösen: Bei Berührung auf der Kruppe bleibt die Hündin stehen und hebt die Rute zur Seite. In allen anderen Zyklusphasen lässt sich diese deutliche Reaktion nicht auslösen.
  • den Scheidenabstrich: Bei dieser Methode wird von der Scheidenschleimhaut eine Tupferprobe entnommen, die Zellen werden gefärbt und mikroskopisch untersucht. Anhand des Zellbildes kann man Aussagen über den Läufigkeitsverlauf treffen.
  • die Blutuntersuchung: In einer Blutprobe wird der Spiegel an Progesteron festgestellt und anhand des Kurvenverlaufes der günstigste Decktermin festgestellt.

Die Läufigkeit der Hündin lässt sich in sinnvoller Weise nur durch zwei Möglichkeiten verhindern:

  • die Läufigkeitsunterdrückung mittels Hormoninjektion: Bei dieser Methode erhält die Hündin regelmäßig Hormoninjektionen und wird dadurch nicht läufig. Als Nebenwirkung kann es zu einer Gebärmuttervereiterung kommen, die eine schnelle Operation nötig macht, außerdem wird die Möglichkeit der Auslösung von Gesäugetumoren diskutiert.
  • die Kastration.

Ungefähr 4 bis 9 Wochen nach der Läufigkeit kommt es bei fast allen Hündinnen zur sogenannten Scheinträchtigkeit, einem hormonell gesteuerten Geschehen, das an das Verhalten von Mutterhündinnen um den Geburtstermin herum erinnert: Die Hündinnen bauen ein Wurfnest, bemuttern Spielzeug oder Ähnliches und haben in unterschiedlichem Maße Milch im Gesäuge. Dieses Verhalten ist ein Überbleibsel des normalen Wolfsverhaltens, denn in einem Wolfsrudel wirft immer nur die Leitwölfin, die aber auch bei der Jagd benötigt wird. Daher bilden die anderen Wölfinnen des Rudels, meist Töchter der Leitwölfin aus früheren Jahren, Milch und versorgen die Welpen, während die Mutterwölfin auf der Jagd ist. Das Auftreten der Symptome einer Scheinträchtigkeit wird gesteuert duech die Hirnanhangsdrüse, die das Hormon Prolaktin freisetzt und damit die Milchbildung und das Mutterverhalten in Gang setzt. In dieser Zyklusphase sind die Eierstöcke nicht direkt am Geschehen beteiligt.

Solange die Scheinträchtigkeit im normalen Rahmen bleibt und sich keine übermäßigen körperlichen (z. B. Magen-Darm-Störungen) oder psychischen (z. B. Aggressivität, Apathie) Auswirkungen zeigen, ist das Geschehen als normal zu betrachten und nicht behandlungsbedürftig. Erst wenn erhebliche Probleme auftreten, sollte etwas unternommen werden.

In diesem Fall kann man zur Linderung der akuten Beschwerden Gegenspieler des Prolaktins einsetzen. Diese Wirkstoffe werden einmal täglich oral über 5 - 7 Tage verabreicht und führen schnell zu einer Linderung der Symptome. Außerdem sollte man die "Ersatzbabies" wie Stofftiere oder Spielzeug verstecken und die Hündin durch viel Aufmerksamkeit, Spielen und Spazierengehen ablenken.

Vorbeugend kann man homöopathische Medikamente einsetzen, um den Geschlechtshormonhaushalt zu beeinflussen. Diese Mittel müssen über längere Zeit schon vor der Läufigkeit gegeben werden und zeigen leider nicht bei allen Hündinnen die erwünschte Wirkung. Wenn sie allerdings anschlagen, handelt es sich um eine gute Möglichkeit, den Zyklusverlauf positiv zu beeinflussen.

Wenn man die Scheinträchtigkeit ganz ausschließen will, bleibt nur die Läufigkeitsunterdrückung per Hormongabe mit den oben beschriebenen Nebenwirkungen oder die Kastration.