Der Eintritt der Pubertät, also das Auftreten der ersten Läufigkeit liegt bei der Hündin in der Regel zwischen dem 7. und dem 9. Lebensmonat. Besonders bei großen Rassen kann die erste Läufigkeit auch ohne Vorliegen einer Störung erst nach 12 oder 18 Monaten beginnen.

Übergewicht verzögert den Eintritt der ersten und eventuell auch der zweiten Läufigkeit.

Vor der ersten Läufigkeit kann ein farbloser oder weißlicher Ausfluss auftreten.

Die Läufigkeit der Hündin kann über das ganze Jahr hinweg verstreut auftreten. Es gibt jedoch gewisse Häufungen im Mai, Juli und September. Der Sexualzyklus der Hündin unterteilt sich in:

  • die Vorbrunst (Proöstrus, 5 bis 15 Tage)
  • die Brunst (Östrus, 5 bis 15 Tage)
  • die frühe Nachbrunst (Metöstrus, 10 bis 20 Tage)
  • Im Falle der Nichtträchtigkeit folgt die späte Nachbrunstphase (später Metöstrus, 70 bis 100 Tage)
  • daran schließt sich die 50 bis 60 Tage dauernde Ruhephase (Interöstrus) an

 Der Zeitraum der Vorbrunst und der Brunst werden als Läufigkeit bezeichnet. In der Vorbrunst schwellen die Schamlippen an, und es besteht blutiger Scheidenausfluss. Die Hündin ist für den Rüden attraktiv, jedoch noch nicht deckbereit.

Daran schließt sich die Phase des Östrus, die Hochbrunst, an. Nur in dieser Zeit lässt die Hündin den Deckakt zu, fordert den Rüden sogar aktiv auf. Der Scheidenausfluss wird heller (fleischwasserfarben) und in der Menge geringer. Die vorher prallen Schamlippen sind jetzt weich, schlaff und geschwollen.

Die mit der Läufigkeit einhergehenden Blutungen werden durch den Anstieg der Brunsthormone (Östrogene ) ausgelöst. Der beste Decktermin liegt zwischen dem 10. und 15. Tag nach Läufigkeitsbeginn mit großen individuellen Schwankungen. In der Regel ist mit keiner erfolgreichen Bedeckung zu rechnen, solange der Ausfluss noch deutlich blutig ist. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den geeigneten Deckzeitpunkt festzustellen:

  • der Duldungsreflex: Nur während der Hochbrunst lässt sich der Duldungsreflex auslösen: Bei Berührung auf der Kruppe bleibt die Hündin stehen und hebt die Rute zur Seite. In allen anderen Zyklusphasen lässt sich diese deutliche Reaktion nicht auslösen.
  • den Scheidenabstrich: Bei dieser Methode wird von der Scheidenschleimhaut eine Tupferprobe entnommen, die Zellen werden gefärbt und mikroskopisch untersucht. Anhand des Zellbildes kann man Aussagen über den Läufigkeitsverlauf treffen.
  • die Blutuntersuchung: In einer Blutprobe wird der Spiegel an Progesteron festgestellt und anhand des Kurvenverlaufes der günstigste Decktermin festgestellt.

Die Läufigkeit der Hündin lässt sich in sinnvoller Weise nur durch zwei Möglichkeiten verhindern:

  • die Läufigkeitsunterdrückung mittels Hormoninjektion: Bei dieser Methode erhält die Hündin regelmäßig Hormoninjektionen und wird dadurch nicht läufig. Als Nebenwirkung kann es zu einer Gebärmuttervereiterung kommen, die eine schnelle Operation nötig macht, außerdem wird die Möglichkeit der Auslösung von Gesäugetumoren diskutiert.
  • die Kastration.

Ungefähr 4 bis 9 Wochen nach der Läufigkeit kommt es bei fast allen Hündinnen zur sogenannten Scheinträchtigkeit, einem hormonell gesteuerten Geschehen, das an das Verhalten von Mutterhündinnen um den Geburtstermin herum erinnert: Die Hündinnen bauen ein Wurfnest, bemuttern Spielzeug oder Ähnliches und haben in unterschiedlichem Maße Milch im Gesäuge. Dieses Verhalten ist ein Überbleibsel des normalen Wolfsverhaltens, denn in einem Wolfsrudel wirft immer nur die Leitwölfin, die aber auch bei der Jagd benötigt wird. Daher bilden die anderen Wölfinnen des Rudels, meist Töchter der Leitwölfin aus früheren Jahren, Milch und versorgen die Welpen, während die Mutterwölfin auf der Jagd ist. Das Auftreten der Symptome einer Scheinträchtigkeit wird gesteuert duech die Hirnanhangsdrüse, die das Hormon Prolaktin freisetzt und damit die Milchbildung und das Mutterverhalten in Gang setzt. In dieser Zyklusphase sind die Eierstöcke nicht direkt am Geschehen beteiligt.

Solange die Scheinträchtigkeit im normalen Rahmen bleibt und sich keine übermäßigen körperlichen (z. B. Magen-Darm-Störungen) oder psychischen (z. B. Aggressivität, Apathie) Auswirkungen zeigen, ist das Geschehen als normal zu betrachten und nicht behandlungsbedürftig. Erst wenn erhebliche Probleme auftreten, sollte etwas unternommen werden.

In diesem Fall kann man zur Linderung der akuten Beschwerden Gegenspieler des Prolaktins einsetzen. Diese Wirkstoffe werden einmal täglich oral über 5 - 7 Tage verabreicht und führen schnell zu einer Linderung der Symptome. Außerdem sollte man die "Ersatzbabies" wie Stofftiere oder Spielzeug verstecken und die Hündin durch viel Aufmerksamkeit, Spielen und Spazierengehen ablenken.

Vorbeugend kann man homöopathische Medikamente einsetzen, um den Geschlechtshormonhaushalt zu beeinflussen. Diese Mittel müssen über längere Zeit schon vor der Läufigkeit gegeben werden und zeigen leider nicht bei allen Hündinnen die erwünschte Wirkung. Wenn sie allerdings anschlagen, handelt es sich um eine gute Möglichkeit, den Zyklusverlauf positiv zu beeinflussen.

Wenn man die Scheinträchtigkeit ganz ausschließen will, bleibt nur die Läufigkeitsunterdrückung per Hormongabe mit den oben beschriebenen Nebenwirkungen oder die Kastration.