Beitragsseiten

Impfungen bei Brief- und Rassetauben

Wie häufig sollte man seine Tauben impfen lassen?
Begonnen wird mit den Impfungen bei Jungtauben ab der 5. Lebenswoche, es folgen regelmäßige Auffrischungsimpfungen.

Gegen welche Krankheiten können Tauben geimpft werden?

  • Paramyxovirusinfektion
    Die Paramyxovirose ist eine Viruserkrankung der Tauben, deren Erreger eng mit dem Virus der Newcastle-Disease der Hühner verwandt ist. Das Virus ist hochansteckend und wird durch infizierten Kot, Augen- oder Nasensekret, aber auch über infiziertes Futter und Wasser oder erregerhaltigen Staub übertragen. Die Übertragung zwischen Beständen erfolgt durch infizierte Gegenstände, Insekten, Nagetiere oder den Menschen.
    Die Paramyxoinfektion kann Tauben aller Rassen und Nutzungsrichtungen infizieren. Durch verwilderte Haus- und vor allem Wilpauben, bei denen der Erreger sehr häufig vorkommt, ist eine andauernde Infektionsgefahr für alle Taubenhaltungen vorhanden. Auch Hühner und verschiedene andere Vogelarten sind für das Paramyxovirus der Taube empfänglich. Umgekehrt kann auch die Newcastle-Disease des Huhnes Tauben mit oder ohne Ausbildung von Krankheitssymptomen infizieren. Dadurch besteht für ungeschützte oder nur mangelhaft geschützte Taubenbestände eine ständige Ansteckungsgefahr. 3 - 4 Wochen nach der Infektion zeigen sich die ersten Krankheitssymptome - wobei die Erkrankung zwei Verlaufsformen auftreten kann:

    • Klinisch inapparente Form
      Gesund erscheinende Tauben scheiden das Virus mit dem Kot aus. Solche Tauben spielen bei der Weiterverbreitung eine große Rolle, da sie an Ausstellungen und Wettflügen teilnehmen und dort andere Tauben infizieren.
    • Klinisch manifeste Form
      Die Tauben sind vermehrt schreckhaft und zeigen eine gestörte Bewegungskoordination. Es kommt zu durchfallähnlichen Erscheinungen, bedingt durch vermehrte Wasserausscheidung. Bei etwa 5 - 30 Prozent der Tiere treten zentralnervöse Störungen auf: einseitige Bewegungs- und Haltungsstörungen der Flügel und Ständer (Schiefflieger), Kopfverdrehen in unterschiedlichem Ausmaß für mehrere Wochen und vermehrte Schreckhaftigkeit. Die beschriebenen Symptome treten nicht immer gleichzeitig oder zusammen aus, häufig können die Krankheitsanzeichen auch einzeln oder in unterschiedlicher Ausprägung beobachtet werden.

    Ein kleiner Teil der Tiere verendet nach etwa 4 - 7 Tagen, aber selbst bei hochgradigen Störungen kommt es oft nach 2 - 4 Wochen zur Besserung und zur klinischen Ausheilung der nervalen Symptome, nicht aber zur Besserung der Flügel- und Beinlähme.

    Kopfverdrehen bei der Paramyxovirose
    Eine Behandlung der Paramyxoinfektion ist nicht möglich, als einzig wirksame Bekämpfungsmaßnahme hat sich die regelmäßige Schutzimpfung bewährt.
    Bislang standen zu diesem Zweck nur Impfstoffe für Hühner gegen das dem Paramyxovirus verwanpe Newcastle-Virus zur Verfügung, seit kurzer Zeit gibt es einen spezifischen Impfstoff, der die geimpften Tauben nach einmaliger Applikation für die Dauer von 12 Monaten schützt. Da die Infektionsgefahr während der Reise- und Ausstellungssaison am größten sind, haben sich die folgenden Impftermine bewährt:

    Reisetauben Februar/März
    Rassetauben 4 - 6 Wochen vor Ausstellungsbeginn
    Zuchttauben 4 - 6 Wochen vor dem Anpaaren
    Jungtauben ab einem Alter von 5 Wochen

    Wichtig ist, dass alle Tiere eines Bestandes geimpft werden, denn geschützte Tauben können das Virus aufnehmen, ohne zu erkranken, und somit nicht geimpfte Schlaggenossen infizieren.


  • Taubenpocken
    Bei den Taubenpocken handelt es sich um eine Viruserkrankung, für die ausschließlich Tauben empfänglich sind. Sie wird von Tier zu Tier als Tröpfcheninfektion übertragen, häufiger allerdings durch infizierte, stechende Insekten wie Fliegen oder Mücken. Außerdem kommen als Überträger Wildvögel, Menschen, Futter, Trinkwasser, Staub und Schlageinrichtungen in Frage. Die Taubenpocken sind weltweit verbreitet und treten vorwiegend in den Monaten April bis Oktober bei den Wettflügen der Reisetauben und bei Rassetauben während der Brutperiode auf. Sie kommen bei Tieren aller Altersstufen vor, vorwiegend werden jedoch Nestjunge und Jungtiere befallen. Auf Säugetiere und den Menschen lassen sich die Taubenpocken nicht übertragen.
    Taubenpocken werden nicht nur durch erkrankte Tiere übertragen, sondern auch durch genesende, die den Erreger noch längere Zeit ausscheiden. Der enge Kontakt der Brieftauben verschiedener Schläge beim Transport im Kabinenexpress begünstigt dabei das Infektionsgeschehen. Bei den Taubenpocken unterscheidet man drei Verlaufsformen:

    1. Hautform (Pocken)
      Dies ist die häufigste Form der Taubenpocken. Sie kommt bei Nestjungen, Jungtauben und Altvögeln vor. Die Pocken entstehen als kleine Knötchen auf der Haut, die innerhalb von 6 - 10 Tagen haselnussgroß werden können und sich von der gesunden Haut scharf absetzen, jedoch fest mit ihr verbunden sind. Sie entstehen bevorzugt auf unbefiederten Hautstellen, wie an den Augenlidern, den Nasenwarzen, den Schnabelwinkeln und Gehörgängen, seltener an Schnabelhorn und Füßen. Solange sich die Infektion auf die unbefiederten Teile der äußeren Haut beschränkt, verläuft die Erkrankung gutartig und beeinflusst das Allgemeinbefinden kaum.
    2. Schleimhautform (Diphtheroid)
      Bei dieser seltener auftretenden Form entwickeln sich auf der Schnabel- und Rachenschleimhaut grau-rote, später weiß-gelbe kleine Punkte, die sich vergrößern und zusammenfließen. Durch bakterielle Sekundärinfektionen entstehen käsig-schorfige Beläge, die zu Atem- und Schluckbeschwerden und auch zum Ersticken der Tiere führen können. Bei Zerstörung der Schnabelknochen kommt es zum Abbrechen des Ober- oder Unterschnabels. Bei Beteiligung des inneren Gehörganges treten Gleichgewichtsstörungen auf. Einschmelzungen des Augapfels durch eitrige Entzündungen der Binde- und Hornhäute gehören ebenfalls zum Krankheitsbild.
    3. Mischform (Pockendiphtheroid)
      Bei dieser Form kommen die beiden vorgenannten Formen neben- oder nacheinander vor. Der Verlauf dieser Erkrankungsform ist von der Aggressivität des Erregers, dem Auftreten von Begleiterregern und der Empfänglichkeit der Tauben abhängig. Die Durchseuchung eines Schlages kann Wochen, sogar Monate, dauern.

    Schleimhaut- und Mischform kommen häufig bei Nestjungen und Jungtieren hochgezüchteter Rassen vor. Diese Tauben zeigen meist ein gestörtes Allgemeinbefinden, aufgeplustertes Gefieder, verminderte Futteraufnahme und Atembeschwerden. Es kommt zu etwa 10 % Todesfällen infolge Hunger- oder Erstickungstod.

    Hautpocken bei einer Jungtaube Pockentumor im Flankenbereich
    Als Viruserkrankung lassen sich die Taubenpocken nicht durch Medikamente bekämpfen! Unterstützende Maßnahmen bestehen in der Isolierung erkrankter Tiere und häufiger Reinigung und Desinfektion der Schläge, Volieren mit einem pockenwirksamen Desinfektionsmittel. Von großer Wichtigkeit sind vorbeugende Maßnahmen:

    • hygienisch einwandfreie Haltung der Tauben
    • neuerworbene Tauben in Quarantäne unterbringen
    • zugeflogene Tauben nach Versorgung unverzüglich wieder freilassen
    • beim Flugtaubentransport, auf Taubenmärkten und -ausstellungen alle hygienischen Erfordernisse strikt einhalten
    • von Taubenpocken bedrohte Bestände umgehend impfen lassen
    • Brieftaubenbestände regelmäßig impfen lassen

    Die Impfung erfolgt nach dem folgenden Impfprogramm:

    Reisetauben Januar bis März, jedoch mindestens 2 Wochen vor Reisebeginn
    Rassetauben 4 - 6 Wochen vor Ausstellungsbeginn
    Zuchttauben 4 - 6 Wochen vor dem Anpaaren
    Jungtauben ab einem Alter von 6 Wochen

    Weiterhin sollte man bei einem Ausbruch der Taubenpocken alle noch gesunden Tiere unverzüglich notimpfen und intensiv beobachten.


  • Salmonellose (Paratyphus, Flügellähme)
    Salmonellen sind bei Tauben und anderen Vögeln weitverbreitet, die Befallsrate wird mit 5 bis über 20 Prozent angegeben. Empfänglich sind vor allem Nestlinge, Jungtauben und geschwächte Alttauben. Die Übertragung erfolgt überwiegend oral durch die Kropfmilch, infiziertes Futter oder Wasser oder durch das Partnerschnäbeln. Da Salmonellen mit dem Kot ausgeschieden werden, bildet kontaminierte Einstreu eine ständige Infektionsquelle. Das Erregerreservoir sind neben Wilpauben und verwilderten Reisetauben insbesondere gesund erscheinende Dauerausscheider des eigenen Bestandes.
    Als Symptome zeigen sich bei Nestlingen Einstellen des Futterbettelns, dadurch Abmagerung bis zum Verhungern, Durchfall und Apathie mit Tod nach wenigen Tagen. Ältere Tiere zeigen Mauserstörungen, schlechte Flug- und Zuchtleistungen mit mehreren unterschiedlich verlaufenden Formen der chronischen Salmonellose:

    • Augenform
      Hierbei fallen Bindehaut und Irisentzündung mit Hornhauttrübung auf.
    • Gelenkform (Flügellähme)
      Bei dieser Form findet man Entzündungen der Schulter-, Ellenbogen-, Mittelfuß- und Zehengelenke mit teilweise erheblichen Schwellungen der betroffenen Gelenke.

      Entzündung des Ellenbogengelenks Chronische Entzündung der Fuß- und Zehengelenke
    • zentralnervöse Form
      Tiere mit der zentralnervösen Form fallen durch Kopfverdrehen, Zittern, Schnappatmung, Lähmungserscheinungen und Flügelhängen auf.
    • Darmform
      Es zeigt sich grünlicher "Hungerkot", schleimig- wässriger, manchmal blutiger, übelriechender Kot mit entsprechend verklebtem Bauchgefieder.

    Die Behandlung der Salmonellose kann nach Erregeranzüchtung und Resistenztest mit einem Antibiotikum erfolgen, wobei aber schwerkranke und abgemagerte Tiere eingeschläfert werden sollten, da bei ihnen keine Heilung erwartet werden kann.
    Eine Impfung kann das Ausbrechen der Krankheit verhindern, nicht aber die Infektion, so dass regelmäßig geimpft werden muss, ab der 3. Lebenswoche und 3 Wochen vor dem Flug.