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Genau wie Katzen, Hunde und Kleinsäuger leiden auch Vögel an Krankheiten, denen sich durch Impfungen vorbeugen lässt.

Man kann seine Tauben gegen eine Reihe von Krankheiten impfen lassen, aber genau wie in der Humanmedizin tauchen auch in der Tiermedizin immer wieder Fragen nach der Notwendigkeit, nach dem Sinn und nach eventuellen Nebenwirkungen auf. Wir möchten Sie sachlich informieren und mit landläufigen Meinungen aufräumen, die nicht immer mit dem medizinischen Wissen übereinstimmen.

Wie wirken Impfungen?
Den Tieren werden abgeschwächte oder abgetötete Krankheitserreger zugeführt, so dass es eine abgemilderte Form der Krankheit durchmacht und in deren Verlauf Abwehrstoffe, die Antikörper, bildet. Diese Antikörper bzw. die Fähigkeit, Antikörper zu bilden, bleibt über längere Zeit erhalten, so dass der Vogel Krankheitserreger abfangen und unschädlich machen kann, bevor eine Krankheit ausbrechen und den Körper schädigen kann.

Ist es sinnvoll, Tauben und Rassegeflügel zu impfen und das jedes Jahr wieder?
Die Krankheiten, gegen die normalerweise geimpft wird, können alle tödlich enden, besonders bei sehr jungen oder sehr alten Vögeln oder bei Tieren, die durch andere Krankheiten oder Parasitenbefall geschwächt sind. Noch dazu handelt es sich bei einigen Erregern um Viren und es ist der Medizin bis heute nicht gelungen, Viruskrankheiten ähnlich erfolgreich zu bekämpfen, wie es bei bakteriellen Erkrankungen mit den Antibiotika möglich ist. Daher ist es sinnvoll, seine Tiere in die Lage zu versetzen, mit bestimmten Krankheitserregern fertig zu werden, ohne erst krank zu werden.

Manche Impfungen werden von den Zucht- und Flugverbänden vorgeschrieben, wenn die Tiere an Ausstellungen oder Wettflügen teilnehmen sollen.

Und noch ein Punkt ist in diesem Zusammenhang sehr wichtig: Je mehr Tiere einer Population geimpft sind, desto weniger haben Krankheitserreger die Möglichkeit, sich auszubreiten und Tiere zu befallen, die noch zu jung zum Impfen sind oder wegen irgendwelcher Umstände nicht geimpft werden können. Außerdem werden Tauben in der Regel nicht ganzjährig im Schlag oder der Voliere gehalten, sondern erhalten die Möglichkeit zum Freiflug, bei Reisetauben sogar zwangsläufig, so dass Kontakt mit Wildvögeln möglich wird. Diese sind in keinem Fall geimpft sind und daher ein unerschöpfliches Reservoir für Infektionserreger.
Die regelmäßige Wiederauffrischungsimpfung ist erforderlich, da die Fähigkeit, Antikörper zu bilden, mit der Zeit nachlässt und der Körper wieder an diese Fähigkeit "erinnert" werden muss.

Welche Nebenwirkungen gibt es?
Man muss unterscheiden zwischen normalen und überschießenden Nebenwirkungen.

Zu den normalen Nebenwirkungen gehören Müdigkeit für einige Tage und Schwellungen und geringgradige Schmerzen an der Impfstelle, die einige Tage bis zu 2 Wochen anhalten können. In dieser Situation sollte man seine Tiere schonen und überwiegend in Ruhe lassen.

Zu den überschießenden Nebenwirkungen zählen vor allem allergische Reaktionen gegen Bestanpeile des Impfstoffes, nicht nur gegen die Erreger, sondern auch gegen Konservierungs- oder Hilfsstoffe. Allergische Reaktionen äußern sich als Juckreiz an der Impfstelle oder am ganzen Körper, als unterschiedlich starke Schwellungen an einzelnen Körperteilen oder im schlimmsten Fall in Schockzuständen. Diese Reaktionen treten in der Regel in den ersten Stunden nach der Impfung auf. Wenn man bei allen oder einzelnen Tieren eine allergische Reaktion bemerkt, sollte man sich sofort mit seinem Tierarzt in Verbindung setzen.

Wie sollten Tiere auf eine Impfung vorbereitet werden?
Grundsätzlich sollten nur gesunde Tiere geimpft werden, deshalb erfolgt vor jeder Impfung eine klinische Untersuchung, um die "Impffähigkeit" festzustellen. Weiterhin sollten die Tiere kurz vor der Impfung gegen die wichtigsten Parasiten wie Rund- und Bandwürmer sowie Kokzidien und Trichomonaden behandelt worden sein.

Wann dürfen Vögel nicht geimpft werden?
Generell sollten akut kranke Tiere nicht geimpft werden, um einem bereits geschwächten Organismus nicht auch noch die Auseinandersetzung mit einem weiteren Krankheitserreger zuzumuten. In so einem Fall sollten erst die bestehenden Krankheiten behandelt werden und wenn die Tiere dann wieder fit sind, können sie auch die Impfung gut vertragen. Eine weitere Frage sollte der Brutsituation gelten, denn manche Impfstoffe können die Entwicklung der Eier oder Nestlinge stören.


Impfungen bei Brief- und Rassetauben

Wie häufig sollte man seine Tauben impfen lassen?
Begonnen wird mit den Impfungen bei Jungtauben ab der 5. Lebenswoche, es folgen regelmäßige Auffrischungsimpfungen.

Gegen welche Krankheiten können Tauben geimpft werden?

  • Paramyxovirusinfektion
    Die Paramyxovirose ist eine Viruserkrankung der Tauben, deren Erreger eng mit dem Virus der Newcastle-Disease der Hühner verwandt ist. Das Virus ist hochansteckend und wird durch infizierten Kot, Augen- oder Nasensekret, aber auch über infiziertes Futter und Wasser oder erregerhaltigen Staub übertragen. Die Übertragung zwischen Beständen erfolgt durch infizierte Gegenstände, Insekten, Nagetiere oder den Menschen.
    Die Paramyxoinfektion kann Tauben aller Rassen und Nutzungsrichtungen infizieren. Durch verwilderte Haus- und vor allem Wilpauben, bei denen der Erreger sehr häufig vorkommt, ist eine andauernde Infektionsgefahr für alle Taubenhaltungen vorhanden. Auch Hühner und verschiedene andere Vogelarten sind für das Paramyxovirus der Taube empfänglich. Umgekehrt kann auch die Newcastle-Disease des Huhnes Tauben mit oder ohne Ausbildung von Krankheitssymptomen infizieren. Dadurch besteht für ungeschützte oder nur mangelhaft geschützte Taubenbestände eine ständige Ansteckungsgefahr. 3 - 4 Wochen nach der Infektion zeigen sich die ersten Krankheitssymptome - wobei die Erkrankung zwei Verlaufsformen auftreten kann:

    • Klinisch inapparente Form
      Gesund erscheinende Tauben scheiden das Virus mit dem Kot aus. Solche Tauben spielen bei der Weiterverbreitung eine große Rolle, da sie an Ausstellungen und Wettflügen teilnehmen und dort andere Tauben infizieren.
    • Klinisch manifeste Form
      Die Tauben sind vermehrt schreckhaft und zeigen eine gestörte Bewegungskoordination. Es kommt zu durchfallähnlichen Erscheinungen, bedingt durch vermehrte Wasserausscheidung. Bei etwa 5 - 30 Prozent der Tiere treten zentralnervöse Störungen auf: einseitige Bewegungs- und Haltungsstörungen der Flügel und Ständer (Schiefflieger), Kopfverdrehen in unterschiedlichem Ausmaß für mehrere Wochen und vermehrte Schreckhaftigkeit. Die beschriebenen Symptome treten nicht immer gleichzeitig oder zusammen aus, häufig können die Krankheitsanzeichen auch einzeln oder in unterschiedlicher Ausprägung beobachtet werden.

    Ein kleiner Teil der Tiere verendet nach etwa 4 - 7 Tagen, aber selbst bei hochgradigen Störungen kommt es oft nach 2 - 4 Wochen zur Besserung und zur klinischen Ausheilung der nervalen Symptome, nicht aber zur Besserung der Flügel- und Beinlähme.

    Kopfverdrehen bei der Paramyxovirose
    Eine Behandlung der Paramyxoinfektion ist nicht möglich, als einzig wirksame Bekämpfungsmaßnahme hat sich die regelmäßige Schutzimpfung bewährt.
    Bislang standen zu diesem Zweck nur Impfstoffe für Hühner gegen das dem Paramyxovirus verwanpe Newcastle-Virus zur Verfügung, seit kurzer Zeit gibt es einen spezifischen Impfstoff, der die geimpften Tauben nach einmaliger Applikation für die Dauer von 12 Monaten schützt. Da die Infektionsgefahr während der Reise- und Ausstellungssaison am größten sind, haben sich die folgenden Impftermine bewährt:

    Reisetauben Februar/März
    Rassetauben 4 - 6 Wochen vor Ausstellungsbeginn
    Zuchttauben 4 - 6 Wochen vor dem Anpaaren
    Jungtauben ab einem Alter von 5 Wochen

    Wichtig ist, dass alle Tiere eines Bestandes geimpft werden, denn geschützte Tauben können das Virus aufnehmen, ohne zu erkranken, und somit nicht geimpfte Schlaggenossen infizieren.


  • Taubenpocken
    Bei den Taubenpocken handelt es sich um eine Viruserkrankung, für die ausschließlich Tauben empfänglich sind. Sie wird von Tier zu Tier als Tröpfcheninfektion übertragen, häufiger allerdings durch infizierte, stechende Insekten wie Fliegen oder Mücken. Außerdem kommen als Überträger Wildvögel, Menschen, Futter, Trinkwasser, Staub und Schlageinrichtungen in Frage. Die Taubenpocken sind weltweit verbreitet und treten vorwiegend in den Monaten April bis Oktober bei den Wettflügen der Reisetauben und bei Rassetauben während der Brutperiode auf. Sie kommen bei Tieren aller Altersstufen vor, vorwiegend werden jedoch Nestjunge und Jungtiere befallen. Auf Säugetiere und den Menschen lassen sich die Taubenpocken nicht übertragen.
    Taubenpocken werden nicht nur durch erkrankte Tiere übertragen, sondern auch durch genesende, die den Erreger noch längere Zeit ausscheiden. Der enge Kontakt der Brieftauben verschiedener Schläge beim Transport im Kabinenexpress begünstigt dabei das Infektionsgeschehen. Bei den Taubenpocken unterscheidet man drei Verlaufsformen:

    1. Hautform (Pocken)
      Dies ist die häufigste Form der Taubenpocken. Sie kommt bei Nestjungen, Jungtauben und Altvögeln vor. Die Pocken entstehen als kleine Knötchen auf der Haut, die innerhalb von 6 - 10 Tagen haselnussgroß werden können und sich von der gesunden Haut scharf absetzen, jedoch fest mit ihr verbunden sind. Sie entstehen bevorzugt auf unbefiederten Hautstellen, wie an den Augenlidern, den Nasenwarzen, den Schnabelwinkeln und Gehörgängen, seltener an Schnabelhorn und Füßen. Solange sich die Infektion auf die unbefiederten Teile der äußeren Haut beschränkt, verläuft die Erkrankung gutartig und beeinflusst das Allgemeinbefinden kaum.
    2. Schleimhautform (Diphtheroid)
      Bei dieser seltener auftretenden Form entwickeln sich auf der Schnabel- und Rachenschleimhaut grau-rote, später weiß-gelbe kleine Punkte, die sich vergrößern und zusammenfließen. Durch bakterielle Sekundärinfektionen entstehen käsig-schorfige Beläge, die zu Atem- und Schluckbeschwerden und auch zum Ersticken der Tiere führen können. Bei Zerstörung der Schnabelknochen kommt es zum Abbrechen des Ober- oder Unterschnabels. Bei Beteiligung des inneren Gehörganges treten Gleichgewichtsstörungen auf. Einschmelzungen des Augapfels durch eitrige Entzündungen der Binde- und Hornhäute gehören ebenfalls zum Krankheitsbild.
    3. Mischform (Pockendiphtheroid)
      Bei dieser Form kommen die beiden vorgenannten Formen neben- oder nacheinander vor. Der Verlauf dieser Erkrankungsform ist von der Aggressivität des Erregers, dem Auftreten von Begleiterregern und der Empfänglichkeit der Tauben abhängig. Die Durchseuchung eines Schlages kann Wochen, sogar Monate, dauern.

    Schleimhaut- und Mischform kommen häufig bei Nestjungen und Jungtieren hochgezüchteter Rassen vor. Diese Tauben zeigen meist ein gestörtes Allgemeinbefinden, aufgeplustertes Gefieder, verminderte Futteraufnahme und Atembeschwerden. Es kommt zu etwa 10 % Todesfällen infolge Hunger- oder Erstickungstod.

    Hautpocken bei einer Jungtaube Pockentumor im Flankenbereich
    Als Viruserkrankung lassen sich die Taubenpocken nicht durch Medikamente bekämpfen! Unterstützende Maßnahmen bestehen in der Isolierung erkrankter Tiere und häufiger Reinigung und Desinfektion der Schläge, Volieren mit einem pockenwirksamen Desinfektionsmittel. Von großer Wichtigkeit sind vorbeugende Maßnahmen:

    • hygienisch einwandfreie Haltung der Tauben
    • neuerworbene Tauben in Quarantäne unterbringen
    • zugeflogene Tauben nach Versorgung unverzüglich wieder freilassen
    • beim Flugtaubentransport, auf Taubenmärkten und -ausstellungen alle hygienischen Erfordernisse strikt einhalten
    • von Taubenpocken bedrohte Bestände umgehend impfen lassen
    • Brieftaubenbestände regelmäßig impfen lassen

    Die Impfung erfolgt nach dem folgenden Impfprogramm:

    Reisetauben Januar bis März, jedoch mindestens 2 Wochen vor Reisebeginn
    Rassetauben 4 - 6 Wochen vor Ausstellungsbeginn
    Zuchttauben 4 - 6 Wochen vor dem Anpaaren
    Jungtauben ab einem Alter von 6 Wochen

    Weiterhin sollte man bei einem Ausbruch der Taubenpocken alle noch gesunden Tiere unverzüglich notimpfen und intensiv beobachten.


  • Salmonellose (Paratyphus, Flügellähme)
    Salmonellen sind bei Tauben und anderen Vögeln weitverbreitet, die Befallsrate wird mit 5 bis über 20 Prozent angegeben. Empfänglich sind vor allem Nestlinge, Jungtauben und geschwächte Alttauben. Die Übertragung erfolgt überwiegend oral durch die Kropfmilch, infiziertes Futter oder Wasser oder durch das Partnerschnäbeln. Da Salmonellen mit dem Kot ausgeschieden werden, bildet kontaminierte Einstreu eine ständige Infektionsquelle. Das Erregerreservoir sind neben Wilpauben und verwilderten Reisetauben insbesondere gesund erscheinende Dauerausscheider des eigenen Bestandes.
    Als Symptome zeigen sich bei Nestlingen Einstellen des Futterbettelns, dadurch Abmagerung bis zum Verhungern, Durchfall und Apathie mit Tod nach wenigen Tagen. Ältere Tiere zeigen Mauserstörungen, schlechte Flug- und Zuchtleistungen mit mehreren unterschiedlich verlaufenden Formen der chronischen Salmonellose:

    • Augenform
      Hierbei fallen Bindehaut und Irisentzündung mit Hornhauttrübung auf.
    • Gelenkform (Flügellähme)
      Bei dieser Form findet man Entzündungen der Schulter-, Ellenbogen-, Mittelfuß- und Zehengelenke mit teilweise erheblichen Schwellungen der betroffenen Gelenke.

      Entzündung des Ellenbogengelenks Chronische Entzündung der Fuß- und Zehengelenke
    • zentralnervöse Form
      Tiere mit der zentralnervösen Form fallen durch Kopfverdrehen, Zittern, Schnappatmung, Lähmungserscheinungen und Flügelhängen auf.
    • Darmform
      Es zeigt sich grünlicher "Hungerkot", schleimig- wässriger, manchmal blutiger, übelriechender Kot mit entsprechend verklebtem Bauchgefieder.

    Die Behandlung der Salmonellose kann nach Erregeranzüchtung und Resistenztest mit einem Antibiotikum erfolgen, wobei aber schwerkranke und abgemagerte Tiere eingeschläfert werden sollten, da bei ihnen keine Heilung erwartet werden kann.
    Eine Impfung kann das Ausbrechen der Krankheit verhindern, nicht aber die Infektion, so dass regelmäßig geimpft werden muss, ab der 3. Lebenswoche und 3 Wochen vor dem Flug.

Impfungen beim Rassegeflügel

Wie häufig sollte man seine Vögel impfen lassen?
Während der Kükenaufzucht sollte mit dem Aufbau des Impfschutzes nach Plan begonnen werden. In der Regel erfolgt die Grundimmunisierung als zweifache Anwendung im Abstand von 4 - 6 Wochen (Ausnahmen: Marek'sche Krankheit, Gumboro, ILT) und daran anschließende regelmäßige Auffrischungsimpfungen. Die Impfintervalle hängen von der Form des jeweiligen Impfstoffes ab:

  • Trinkwasserimpfung
    Dieser Impfstoff ist sehr einfach in der Anwendung, da er bloß in sauberem, kalten Wasser aufgelöst werden und den Tieren angeboten werden muss. Allerdings müssen Trinkwasserimpfungen alle 3 Monate aufgefrischt werden. Vor der Impfung sollten die Tiere 1 - 2 Stunden dursten.
  • Sprayimpfung
    Diese Impfstoffe werden in destiliertem Wasser aufgelöst und mittels Handsprühgerät über den Köpfen der Tiere versprüht. Auch hier muss alle 3 Monate nachgeimpft werden.
  • Augen- oder Nasentropfimpfung
    Impfstoffe dieser Gruppe werden bei jedem Tier einzeln verabreicht, indem 1 Tropfen der Impfstofflösung pro Tier in das Auge oder die Nasenöffnung getropft wird. Impfintervall: einmal jährlich
  • Injektion
    Auch hier muss jedes Tier einzeln gegriffen und geimpft werden, allerdings nur einmal im Jahr

Gegen welche Krankheiten kann Geflügel geimpft werden?

  • Newcastle Krankheit (Atypische Geflügelpest, Newcastle Disease, ND)
    Die ND ist eine Viruserkrankung, die Hühner und Puten befallen kann. Das Virus ist hochansteckend und wird durch infizierten Kot oder Nasensekret übertragen. Die Übertragung zwischen Beständen erfolgt durch Fahrzeuge, Betreuer, Wildvögel oder Luft.
    Als Symptome zeigen sich Atemwegs- oder nervale Anzeichen wie Atemnot, Lähmungen oder Kopfverdrehen (Sternguckerhaltung). Innerhalb von 3 - 5 Tagen stirbt ein Großteil der Vögel, die Legeleistung sinkt um 30 - 50- Prozent und es werden vermehrt dünnschalige oder schalenlose Eier gelegt.

    Mattigkeit und Atemnot bei Newcastle Newcastle Disease, zentralnervöse Form
    Gegen die ND ist keine Behandlung möglich! Der einzige verlässliche Schutz ist die regelmäßige, vierteljährliche (über das Trinkwasser) oder jährlichen (als Injektion) Impfung. Diese ist in Deutschland für alle Haltungen von Hühnern und Truthühnern (unabhängig von der Zahl der Tiere) gesetzlich vorgeschrieben (Geflügelpest-Verordnung vom 21. 12. 1994). Bei der ND handelt es sich um eine anzeigepflichtige Tierseuche!


  • Infektiöse Bronchitis (IB)
    Bei der IB handelt es sich um eine Viruserkrankung, für die ausschließlich Hühner empfänglich sind. Sie wird von Tier zu Tier über die Luft übertragen, ebenfalls von Stall zu Stall oder von Bestand zu Bestand. Die Infektion verursacht bei Küken und Jungtieren schwerwiegende Atemwegserkrankungen mit Todesfällen. Bei älteren Tieren geht die Legeleistung dramatisch zurück und es werden Eier mit sehr weichen oder deformierten Schalen (Längs- oder Querrillen) gelegt.

    Infektiöse Bronchitis bei einer Junghenne Veränderte Eier bei Infektiöser Bronchitis
    Es gibt keine Möglichkeit der Behandlung bei IB, der einzige Schutz besteht in der vierteljährlichen Impfung.


  • Marek'sche Krankheit (MD, Marek's Disease, Marek'sche Geflügellähme)
    Die MD wird verursacht durch ein Herpes-Virus, die Hauptübertragung erfolgt über verseuchte Ställe, in die junge Hühnerküken unter 4 Wochen eingesetzt werden, ältere Tier können zwar infiziert werden, erkranken dann aber nicht mehr. Die Tiere nehmen das Virus über die Einatmung von Staub oder über den Schnabel auf. Im Staub bleibt das Virus länger als ein Jahr infektiös.
    Als Symptome zeigen sich Gewichtsverlust und Lähmungen mit einer Sterblichkeit von 5 - 50 Prozent bei ungeimpften Tieren. Die klassische Form der Marek (Lähme) stellt sich als Lähmung des Ischiasnerves dar. Dabei liegen die Tiere auf der Seite und strecken ein Bein nach vorwärts und das andere nach rückwärts. Im allgemeinen erkranken die in der ersten 4 Wochen infizierten Tiere im Alter zwischen 10 und 20 Wochen. Zusätzlich kommt es häufig zur Ausbildung von Tumoren in Leber, Milz, Lunge, Eierstock, Muskeln und anderen Geweben.


    Beinlähmungen bei der Marek'-schen Erkrankung
    Eine Behandlung der MD ist nicht möglich, die Krankheit kann aber kontrolliert werden, wenn man die Küken schon am Schlupftag impft. Die Impfung schützt die Tiere zwar vor der Ausbildung der klinischen Symptome wie Lähmungen oder Tumoren, aber die Tiere können sich weiterhin mit Viren aus dem Stall usw. infizieren und dann das Virus ausscheiden. Daher sind in Deutschland alle Geflügelbestände als Marek-verseucht anzusehen. Ein Ausbruch der Marek'schen Krankheit ist meldepflichtig!


  • Infektiöse Laryngotracheitis (ILT, Ansteckende Kehlkopf-Luftröhrenentzündung)
    Auch die ILT wird durch ein Herpesvirus verursacht, das direkt von Tier zu Tier über die Luft oder durch infizierte Personen oder Ausrüstungsgegenstände (Schuhe, Kleidung, Eierkartons usw.) übertragen wird. Anfällig sind hauptsächlich Hühner und Fasane. Es kommt zu blutigen bis eitrigen Entzündungen von Kehlkopf und Luftröhre, z. T. zur Bildung von käsigen bis blutigen Klumpen, die durch Verschluss der Luftröhre zum Ersticken führen können. Die Tiere zeigen aufgrund der Atemnot deutlich hörbare klagende Atemgeräusche und husten Blutklumpen aus. Die Legeleistung sinkt in der Regel um 10 - 50 Prozent.


    Blutklumpen in der Luftröhre bei ILT
    Wie bei allen Viruserkrankungen ist die Behandlung der ILT nicht möglich. Die vierteljährliche Augentropfimpfung ist die beste Methode, eine ILT-Infektion zu verhindern. In bereits infizierten Beständen kann eine sofortige Impfung aller noch gesunden Tiere die weitere Ausbreitung der Krankheit stoppen.
    Ein Ausbruch der ILT ist meldepflichtig!


  • Gumboro-Krankheit (Infektiöse Bursitis, Infectious Bursal Disease, IBD)
    Auch die Gumboro-Krankheit wird von einem Virus hervorgerufen, das nur Hühner befällt. Die Übertragung erfolgt von Tier zu Tier über Kot, Nasen- oder Augensekret. Von Bestand zu Bestand wird Gumboro durch infizierte Kleidung oder Ausrüstungsgegenstände übertragen. Gewöhnlich tritt die Erkrankung im Alter von 4 bis 8 Wochen auf. Erkrankte Tiere sind matt, zeigen Bewegungsunlust, sind blass, kauern sich zusammen und haben oft wässerigen Durchfall. Bei schweren Infektionen können bis zu 60 % der Vögel sterben. Die Gumboro setzt sich hauptsächlich in der Bursa Fabricii fest, einem lymphatischen Organ, das oberhalb der Kloake liegt. Diese entzündet sich und schwillt stark an. Zusätzlich können sich blasse Nieren und Blutungen in die Skelettmuskeln zeigen.

    Junghühner mit Gumboro Blutungen in die Skelettmuskulatur
    Es gibt keine Möglichkeit, die Gumboro zu behandeln. Die Impfung von Elterntieren und/oder Küken ist das beste Mittel zur Kontrolle der Krankheit.


  • Mycoplasmeninfektion (CRD, Chronic Respiratory Disease, chronische Erkrankung der Atemwege)
    Die CRD wird durch ein Bakterium ausgelöst, das vor allem geschwächte oder gestresste Hühner und Puten befällt. Die Übertragung erfolgt von den Eltern über das Ei auf die Küken, aber auch von Tier zu Tier über infizierten Staub oder Tröpfcheninfektion. Junge Tiere zeigen vor allem Atemwegssymptome mit verminderten Gewichtszunahmen. Ältere Tier zeigen Schnupfen, Husten und allgemeine Atemwegsstörungen. Es kommt zu eitrigen Luftsack- und Lungenentzündungen mit Ansammlung von gelbkäsigen, eitrigen Massen. Legehennen gehen in der Legeleistung um 20 - 30 Prozent zurück.


    Chronic Resiratory Disease bei einer Junghenne
    Als bakterielle Erkrankung kann die CRD mit Antibiotika behandelt werden. Junge Legehennen, sowie Rasse- und Zuchttiere können während der Aufzucht geimpft werden.


  • Ansteckender Geflügelschnupfen (Coryza contagiosa gallinarum)
    Diese bakterielle Krankheit befällt vor allem Hühner, aber auch Wachteln und Fasane aller Altersstufen. Sie wird verbreitet von Tier zu Tier über Kontakt, infizierten Staub oder infiziertes Trinkwasser, von Bestand zu bestand über Personen oder Ausrüstungsgegenstände. Als Symptom zeigt sich eine Entzündung der oberen Atemwege mit Augenentzündungen und Nasenausfluss mit einem typischen süßfauligen Geruch. Die Nasennebenhöhlen schwellen stark an ("Eulenkopf").

    Geschwollene Unteraugenhöhle bei Geflügelschnupfen "Eulenkopf"
    Die Krankheit kann mit Antibiotika behandelt werden, vorbeugende Schutzimpfungen sind möglich.


  • Salmonelleninfektion (Pullorum-Krankheit, Hühnertyphus, Salmonellose) der Hühner
    Die Pullorum-Krankheit und der Hühnertyphus werden durch spezifische Salmonellen-Arten verursacht, die Salmonellose durch andere, für das Geflügel ungefährliche der über 2400 bekannten Salmonellen-Arten, auch durch solche, die für Menschen krankmachend sind.

      1. Die Pullorum-Krankheit wird durch infizierte Elterntiere über die Bruteier übertragen. Küken, die aus solchen Eiern schlüpfen, zeigen einen typischen weißlichen Durchfall mit verschmutzten Kloaken und hoher Sterberate. Erwachsene Tiere zeigen keine klinischen Symptome, haben aber Veränderungen an den Eierstöcken.

        Pullorumkrankes Küken
      2. Der Hühnertyphus tritt eher bei älteren Tieren auf und wird vor allem direkt von Tier zu Tier übertragen. Die Hühner zeigen Teilnahmslosigkeit und schwefelgelben Durchfall. Sie haben eine generalisierte Infektion mit Leber-, Milz- und Nierenschwellungen, ein großer Teil der Hühner stirbt.
      3. Infektionen mit für den Menschen gefährlichen Salmonellen sind problematisch bei Masthähnchen und Legehennen und werden von den Elterntieren über die Kontamination von Eischalen oder Eidottern auf die Küken übertragen und halten sich zum Teil lebenslang, ohne dass erkennbare Krankheitssymptome auftreten. Gefahr für Menschen (v. a. Säuglinge und geschwächte Personen) besteht nur dann, wenn mit Salmonellen kontaminierte Geflügelprodukte gegessen werden, die nicht ausreichend erhitzt wurden. Salmonellen werden bei Temperaturen über 72° Celsius über eine Dauer von 10 Minuten unschädlich gemacht und bei Temperaturen unter 7° Celsius zuverlässig an der Vermehrung gehindert.

    Die Pullorum-Krankheit und der Hühnertyphus sollten nicht behandelt werden. Am sinnvollsten ist es, die infizierten Tiere auszumerzen, wobei die Infektion durch eine Blutuntersuchung nachgewiesen werden kann. Nur bei besonders wertvollen oder seltenen Rassehühner kann eine antibiotische Behandlung versucht werden
    Zur Vorbeugung der Infektion mit anderen Salmonellen ist eine Impfung möglich, für alle Junghennenbestände, die zur Konsumeierproduktion vorgesehen sind und mehr als 250 Junghennen haben, gesetzlich vorgeschrieben (Hühner-Salmonellen-Verordnung) und wird für Elterntiere und Rassegeflügel empfohlen.

Empfohlener Impfplan für Rassehühner:

Alter Impfung Anwendung
  1. Tag Marek Injektion
  3. Woche 1. Newcastle Trinkwasser
  4. Woche 1. Infektiöse Bronchitis Trinkwasser, Augentropf, Spray
  5. Woche Gumboro Trinkwasser
  6. Woche Salmonellen Injektion
  7. Woche 2. Newcastle Trinkwasser, Augentropf, Spray
  9. Woche 2. Infektiöse Bronchitis Trinkwasser, Augentropf, Spray
10. Woche Infektiöse Laryngotracheitis Augentropf
12. Woche Salmonellen Injektion
14. Woche 3. Infektiöse Bronchitis Trinkwasser, Augentropf, Spray
16. Woche 3. Newcastle Trinkwasser, Augentropf, Spray oder Injektion
16. Woche bei Bedarf Salmonellen
und weitere
Injektion


Nach Abschluss des Aufzucht-Impfprogrammes erfolgt regelmäßig alle 12 Wochen eine IB/ND-Wiederholungsimpfung über Trinkwasser/Spray/Augentropfen oder einmalig eine IB/ND-Injektionsimpfung ca. 4 Wochen vor Legebeginn mit Wiederholungsimpfungen im Abstand von einem Jahr.