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Auf den folgenden Seiten geht es um Spinnentiere. Allerdings ist keine einzige Spinne im engeren Sinne darunter, denn diese leben räuberisch. Parasitär sind dagegen Milben und Zecken, die zur selben Familie gehören.

Erst einmal eine Kurzvorstellung:

Milben
Milben sind 1- 2 mm große Spinnentiere, von denen viele Arten frei in der Umwelt leben, manche aber auch bei Wirbeltieren parasitieren.

Zecken
Zecken an sich sind in der Regel nicht weiter schädlich für ihre Opfer: Die etwa 3 mm langen Spinnentiere sitzen im Gebüsch oder Gras und warten auf Warmblüter, an denen sie sich festbeißen und denen sie je einen großen Tropfen Blut abzapfen, den sie zu ihrer Weiterentwicklung und Fortpflanzung benötigen.

Um das Ganze zu erleichtern, geben Zecken eine geringe Menge ihres Speichels in die Bissstelle ab, der eine örtlich betäubende und blutverflüssigende Wirkung hat. So gesehen also keine große Sache!

Mundwerkzeug einer Zecke unter dem Mikroskop

Kritisch wird es erst bei massenhaftem Befall, bei dem es zu erheblichem Blutverlust und zu Überempfindlichkeitsreaktionen gegen den Speichel kommen kann. Und richtig unangenehm wird es, wenn man weiß, dass Zecken mit ihrem Speichel einige gefährliche, je nach Zeckenart unterschiedliche Infektionskrankheiten übertragen können.


Räudemilben bei Hunden, Katzen, Kaninchen und Nagern:
Bei diesen Parasiten handelt es sich um Milben aus verschiedenen Gattungen, die unterschiedliche Arten von Hautveränderungen hervorrufen. In vielen Fällen kommt es zu heftigem Juckreiz, gefolgt von aufgekratzten und infizierten Hautstellen. Manchmal kann man die Grabegänge in der Haut erkennen.
Räudemilben sind wirtsspezifisch, befallen also immer nur Tiere derselben Art, die Übertragung erfolgt über direkten Kontakt von Tier zu Tier.

Sarkoptes-Milbe Sarkoptesräude

Nachweisen kann man diese Parasiten über Hautproben, die mikroskopisch untersucht werden, bei einer Milbenart des Hundes (Sarcoptes-Räude) ist auch ein Antikörpernachweis aus dem Blut möglich.
Die Behandlung erfolgt heutzutage in der Regel per Injektion oder als Spot-on mit einem milbentötenden Wirkstoff, bei Überempfindlichkeiten kann man aber auch die althergebrachte Badebehandlung einsetzen.


Ohrmilben bei Hund und Katze: (Otodectes-Milben)
Diese Milben parasitieren in den äußeren Gehörgängen ihrer Wirte und saugen dort Blut. Da auch Milben gerinnungshemmende Stoffe abgeben und durch die Giftwirkung dieser Stoffe Quaddeln entstehen, kommt es zu erheblichem Juckreiz in den Ohren, außerdem zu schwarzem, bröckeligem Sekret.

Ohrmilbe Otodectesräude

Diagnostiziert wird ein Befall durch eine Ohrenuntersuchung, bei der die schwarzen Sekretmassen auffallen, außerdem kann man die Milben bei guter Beleuchtung laufen sehen.
Behandelt wird mit Ohrensalben, die milbenabtötende Stoffe enthalten.


Haarbalgmilbe des Hundes: (Demodex canis)
Bei diesen Milben handelt es sich um Parasiten, die nicht auf der Haut oder in den oberen Hautschichten leben, sondern tief unten in den Haarbälgen. Diese Tatsache macht sowohl die Diagnose als auch die Behandlung schwierig.

In den meisten Fällen werden diese Milben während des Säugens von der Mutter auf den Welpen übertragen, daher sind meist die Körperstellen betroffen, die beim Saugen in engen Kontakt zwischen Mutterhündin und Welpe kommen: die Region rund um die Schnauze und die Pfoten. Man geht davon aus, dass egional unterschiedlich etwa 20 - 80 Prozent der Hunde mit Demodexmilben befallen sind, aber nur wenige Tiere bekommen Krankheitserscheinungen, meist nach irgendwelchen Stresssituationen, durch die die körpereigene Abwehr beeinträchtigt wird. Es zeigen sich pustulöse Hautveränderungen mit Haarverlust und es kommt zu erheblichem Juckreiz. In schweren Fällen können sich die Veränderungen über den ganzen Körper ausbreiten, dadurch wird die Wahrscheinlichkeit einer Heilung erheblich herabgesetzt.

Demodexmilbe Demodikose

Die Diagnose wird in der Regel durch Hautgeschabsel oder Hautproben gestellt, sie ist nicht immer einfach, da die Milben sehr tief in der Haut leben.
Die Behandlung erfolgt mit ähnlichen Wirkstoffen wie bei den Räudemilben. Bei Unverträglichkeit kann auch auf die Badebehandlung zurückgegriffen werden.
In der Regel ist es nicht möglich, alle Milben abzutöten, so dass immer wieder einmal, besonders während oder nach Stress-Situationen, mit einem erneuten Auftreten von Krankheitserscheinungen zu rechnen ist.


Kalkbeinmilben bei Vögeln: (Knemidocoptes pilae)
Diese Milben kommen hauptsächlich bei Papageienvögeln vor, aber auch andere Vogelarten können betroffen sein. Es zeigen sich schwammartige Wucherungen auf der Nasenhaut, an den Ständern und rund um die Kloake. Diese Veränderungen sind begleitet von teilweise heftigem Juckreiz.

Knemidocoptes pilae Schnabelräude

Die Übertragung erfolgt von Tier zu Tier über Kontakt. Die Diagnose bereitet keine Schwierigkeiten, da die schwammartigen Auflagerungen mit den Bohrgängen unverkennbar sind.
Die Behandlung erfolgt am einfachsten mit milbenwirksamen Präparaten, die auf die Rückenhaut getropft werden. Meist reicht eine einfache Behandlung, nur bei schweren Fällen sollte die Behandlung nach 3 Wochen wiederholt werden. Früher wurden die befallenen Stellen wiederholt eingepinselt, um die Milben abzutöten, diese Form der Behandlung bedeutet sehr hohen Stress für die Vögel und sie ist auch nicht so erfolgversprechend.


Luftsackmilben bei Vögeln: (Sternostoma tracheacolum)
Diese Milben befallen hauptsächlich Kleinvögel, bei denen sie in den Luftsäcken und der Luftröhre sitzen und dort Blut saugen. Bei Massenbefall können die Vögel blutarm und krankheitsanfällig werden. Durch die Verengung der Atemwege kommt es zu charakteristischen Atemgeräuschen und in schweren Fällen zu Atemnot.

Die Übertragung erfolgt auch hier von Tier zu Tier über direkten Kontakt.

Bei kleinen Vögeln kann die Diagnose häufig schon gestellt werden, indem man das Gefieder am Halsbereich anfeuchtet, scheitelt und die Vögel vor eine helle Lampe hält. Dann kann man die Milben als dunkle Punkte sehen.

Die Behandlung erfolgt wie bei den Kalkbeinmilben im Spot-on-Verfahren.


Zecken

Der Holzbock (Ixodes ricinus)

Holzbock, noch nicht vollgesaugt Holzbock bei der Blutmahlzeit

Der Holzbock ist die häufigste heimische Zecke und kann die Erreger der folgenden Erkrankungen übertragen:

  • die Lyme-Borreliose: Man nimmt an, dass im norddeutschen Raum etwa 20 Prozent der Zecken mit Borrelien infiziert sind. Die Übertragung der Borrelien beginnt nach etwa 2 Tagen.
  • die FSME (Frühsommer-Meningo-Encephalitis, Zecken-Hirnhautentzündung: Diese Erkrankung kommt in Norddeutschland (noch) nicht vor, ist also hier nur von Bedeutung, wenn man mit seinem Hund in den Urlaub in ein gefährdetes Gebiet, z. B. den Schwarzwald oder den Chiemgau, fährt. Gegen die FSME ist bei Haustieren keine Impfung möglich, wohl aber beim Menschen. Die Übertragung der Erreger erfolgt nach einigen Stunden.
  • Ein neues Virus, das der FSME ähnelt: In den Landkreisen Cuxhaven und Stade tritt seit einigen Jahren ein bislang unbekanntes Virus auf, das Krankheitserscheinungen hervorruft, die der FSME ähneln, und das im Antikörpertest Verwandtschaft mit dem FSME-Virus zeigt. Man weiß noch nichts über die Übertragung, aber die Verwandtschaft mit dem FSME-Virus und das Auftreten im Sommer lässt eine Übertragung durch Zecken zumindest als möglich erscheinen.
  • die Hunde-Anaplasmose (granulocytäre Ehrlichiose): Die Erreger dieser Krankheit sind Bakterien, die die weißen Blutkörperchen des Hundes befallen und zerstören. Etwa zwei bis fünf Prozent der heimischen Zecken in Deutschland sind mit Anaplasmose-Erregern infiziert, d. h. etwa jeder 20. Holzbock kann diese Krankheit übertragen. Unbehandelt verläuft sie schwer und kann tödlich enden.

Die Auwaldzecke (Dermacenter reticulatus)
Bis vor wenigen Jahren wurden Auwaldzecken nur in den Ländern des südlichen Europas gefunden, inzwischen sind sie in ganz Deutschland verbreitet, so dass sie als heimisch gelten können. Auwaldzecken übertragen die Erreger der Babesiose (Hunde-Malaria). Der Erreger, ein Blutparasit, wird von den weiblichen Zecken über die Eier an einen Teil der Nachkommen weitergegeben. In Deutschland ist zur Zeit pro Jahr mit einigen Tausend mit Babesiose infizierten Hunden zu rechnen.


Die braune Hundezecke (Rhipicephalus sanguineus)


Braune Hundezecke

Die braune Hundezecke ist weit verbreitet in tropischen und gemäßigten Breiten: in den USA, in der Mittelmeerregion Europas und in Afrika. Sie ist der Überträger der Ehrlichiose des Hundes, die von einem Bakterium hervorgerufen wird und das Knochenmark befällt und später zerstört.


Leben mit Zecken
Zecken benötigen, um aktiv zu werden, Temperaturen, die über 10° C liegen, wenn es zu warm wird, mehr als 25° C, stellen sie ihre Aktivität ein. Daher findet man aktive Zecken von März bis Oktober mit einem geringeren Auftreten in den heißen Monaten.

Es empfiehlt sich, sein Tier mindestens jeden Tag nach Zecken abzusuchen, da die Übertragung von Infektionserregern einige Zeit benötigt. Zu diesem Zweck sucht man den ganzen Tierkörper mit den Händen ab, bevorzugt Stellen mit wenig Behaarung und dünner Haut, also Gesicht, Bauch, Achselhöhlen, Leisten und Analregion.

Dingfest gemachte Zecken sollten entfernt werden, ohne die Parasiten stark unter Stress zu setzen, denn dann geben sie noch einmal reichlich Speichel in die Bissstelle ab. Das heißt, es ist nicht sinnvoll, festgebissene Zecken mit Öl oder Terpentin oder Ähnlichem zu beträufeln, sondern man sollte sie sofort und schnell entfernen. Entweder man fasst die Parasiten kurz über der Haut und zieht sie mit einem Ruck heraus, was auch für den Menschen eine gewisse Ansteckungsgefahr beinhaltet, oder man entfernt sie mit Zeckenzange oder -haken.

Zeckenzange Zeckenhaken

Der Zeckenhaken funktioniert bei allen, auch sehr kleinen Zecken, die Anwendung muss aber geübt werden, Die Zange ist einfacher zu handhaben, geht aber nur bei Zecken, die eine gewisse Mindestgröße haben.
Entfernte Zecken sollte man nicht in den Mülleimer oder die Toilette werfen, da sie von dort ohne Probleme wieder in die Wohnung gelangen können, man sollte sie abtöten. Zum Töten der Zecken hat sich bewährt das Ertränken in einem Schraubglas mit Alkohol oder das Anzünden mit einem Feuerzeug. Man kann die Tiere auch mit einem Messer zerschneiden.

Vorbeugung
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, dafür zu sorgen, dass ein Tier nicht allzuviel von Zecken geplagt wird:

  1. abwehrende Duftstoffe: Zur Zeckenabwehr kann man einige Pflanzenöle einsetzen, wie Lavendel-, Zitronellen- oder Teebaumöl, wobei zu beachten ist, dass Teebaumöl giftig für Katzen und manche Menschen ist. Bei Hunden ist der Einsatz kein Problem, wenn der Hund den Geruch toleriert.
    Auch gegen Zecken kann man Knoblauch einsetzen, aber nur als ganze Zehen, nicht als Pillen.
  2. Halsbänder: Es gibt einige verschreibungspflichtige Halsbänder vom Tierarzt, die eine ganz gute Wirkung zeigen: die Zecken werden abgetötet, bevor sie sich festbeißen können.
  3. Tabletten und Spot-on-Präparate: Hier kommen die gleichen Präparate wie gegen Flöhe zum Einsatz, die zeckenabtötende Wirkung ist gut, hält aber in der Regel nicht so lange wie die Wirkung gegen Flöhe.
  4. frei verkäufliche Halsbänder aus Supermarkt, Drogerie, Zoohandel oder Apotheke: Diese Halsbänder enthalten Geruchsstoffe, die Zecken abhalten sollen, das funktioniert aber meistens nicht.

Bei den verschreibungspflichtigen Halsbändern und Spot-on-Präparaten kann man zwei unterschiedliche Wirkstoffgruppen unterscheiden:

  • zeckenabtötende Wirkstoffe, die die Parasiten nach erfolgtem Kontakt abtöten. Dies kann, je nach Wirkstoff bis zu 24 Stunden dauern.
  • zeckenabwehrende Wirkstoffe, die die Zecken schon im Vorfeld abwehren, so dass es gar nicht erst zum Ansaugen kommt. Für diesen Zweck steht zur Zeit nur das nicht ungefährliche Permethrin zur Verfügung, so dass man vor der Anwendung überlegen sollte, ob die Gefährdung durch übertragene Krankheiten so groß ist, dass man die Risiken in Kauf nehmen will. Das gilt vor allem in Süddeutschland und bei Reisen nach Südeuropa.