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Encephalitozoon caniculi - Encephalitozoonose des Kaninchens
Die Enzephalitozoonose wird durch den intrazellulär parasitierenden Erreger Encepahlitozoon (E.) cuniculi hervorgerufen. Zwar sind akute Krankheitsverläufe mit Todesfolge eher selten, doch können auch die meist subklinisch-latent verlaufenden Infektionen bereits Läsionen an den Nieren, im Gehirn und an anderen Organen hervorrufen.

Da durch molekularbiologische und immunologische Untersuchungen gleiche Erregergenotypen bei Mensch und Tier nachgewiesen werden konnten, muss E. cuniculi als Zoonoseerreger eingestuft werden

Während sich bei immunkompetenten Menschen Infektionen nahezu ausschließen lassen, stellt die Enzephalitozoonose für Menschen mit einem Immundefekt (z.B. Transplantatempfänger, HIV-positive Patienten) eine Gefahr dar. Bei ihnen kann sich eine Infektion als Binde- und Hornhautentzündung manifestieren oder als systemische Erkrankung mit Lungenentzündung, Nasennebenhöhlenentzündung, Harnwegsinfektion, Nierenentzündung, Hepatitis und/oder Bauchfellentzündung.

Kaninchen stellen auch für Kinder eine mögliche Gefahr dar, da diese zumeist sehr intensiven Körperkontakt mit den Tieren haben und ihr Immunsystem oftmals noch nicht vollständig ausgebildet ist.

Der Übertragungsmodus der Sporen von E. cuniculi ist noch nicht abschließend geklärt. Die Hauptausscheidung der Erregersporen erfolgt während bestimmter Infektionsstadien über den Harn. Dies kann zu einer Verunreinigung von Einstreu und Futter und somit zu einer peroralen Infektion weiterer Tiere führen. Außerdem wird von einer aerogenen (über die Atemluft) und einer vertikalen (transplazentar, über die Nabelschnur) Übertragung berichtet. Diese Infektionswege scheinen allerdings von untergeordneter Bedeutung zu sein.

E. cuniculi verursacht beim Kaninchen im Allgemeinen eine subklinisch-latente Infektion, die über Jahre bestehen kann. Als Ursachen für eine plötzliche Erregerausscheidung und einer daraus resultierenden klinisch manifesten Erkrankung wird eine Suppression des Immunsystems durch Stressfaktoren vermutet. Der akute Krankheitsverlauf ist vorwiegend durch zentralnervöse Störungen gekennzeichnet, darüber hinaus kommt es jedoch auch zu Niereninsuffizienzen und Augenveränderungen.

Die am häufigsten auftretenden neurologischen Symptome sind Gangunsicherheiten bis hin zu Kreisbewegungen und Rotationen um die Längsachse, Kopfschiefhaltung bis zu 180° sowie Augenzittern.

Patienten mit Niereninsuffizienz zeigen meist nur unspezifische Symptome, wie Appetitverlust, Austrocknung, Apathie und Gewichtsverlust. Selten wird von einem vermehrten Harndrang und vermehrter Wasseraufnahme berichtet, die gelegentlich mit durchnässtem Fell in der Anogenitalregion einhergehen.

Zunehmend häufiger wird eine Linsenentzündung des Auges (meist einseitig und mit fortschreitendem Verlauf) ohne Verhaltensänderungen oder Störungen des Allgemeinbefindens beschrieben. Es handelt sich dabei um einen reaktiven Prozess, der durch den Austritt von Linsenprotein nach Ruptur der vorderen Linsenkapsel verursacht wird. Klinisch sind neben einer deutlichen Irisentzündung mit starker Gefäßinjektion "weiße Massen" in der vorderen Augenkammer zu erkennen, die die Iris teilweise verdecken. Die Linsenentzündung ist bei den betroffenen Patienten oft der einzige klinische Hinweis auf eine Enzephalitozoonose und weist auf eine frühe intrauterine Infektion hin, als die Linsenkapsel noch sehr dünn oder noch gar nicht entwickelt war.

Außerdem wird von Herzmuskelläsionen berichtet, die entweder asymptomatisch bleiben oder auch zum plötzlichen Herztod führen können.

Seit einigen Jahren ist eine Therapie der Encephalitozoonose mit einem Antiparasitikum möglich. Dieses muss über 4 Wochen täglich gegeben werden. Zusätzlich wird meistens ein Antibiotikum eingesetzt.