Igel gehören laut BNatSchG (Bundesnaturschutzgesetz) § 45, Absatz 5 und den Naturschutzgesetzen der Bundesländer zu den besonders geschützten Tieren und dürfen als ganzjährig geschützte Tiere prinzipiell nicht in Gefangenschaft gehalten werden. Als Ausnahme ist es "zulässig, verletzte, kranke oder hilflose Tiere aufzunehmen, um sie gesund zu pflegen oder aufzuziehen. Sie sind unverzüglich in die Freiheit zu entlassen, sobald sie sich dort selbständig erhalten können. Im Übrigen sind sie an die von der für Naturschutz und Landschaftspflege zuständigen Behörde bestimmte Stelle abzugeben."

Hilfsbedürftig sind:

  • Verwaiste Igelsäuglinge tagsüber außerhalb des Nestes, Augen und Ohren geschlossen, evtl. unterkühlt. Bitte zögern Sie nicht. Nehmen Sie Igelsäuglinge immer mit ins Warme, die Mutter holt sie nicht ab! Suchen Sie die Umgebung ab, ob Sie noch weitere Geschwister finden. Lauschen Sie, verlassene Igelkinder trillern wie kleine Vögel.
  • Verletzte Igel mit Wunden, Bissverletzungen oder Verbrennungen; in Gruben oder Schächte gefallen; in Drahtzäunen, Netzen o. ä. gefangen
  • Kranke Igel: tagsüber aktiv, torkelnder Gang, apathisch, abgemagert, tiefliegende Augen
  • Herbst-Igel: Jungigel, die Anfang November deutlich unter 500 g wiegen
  • Igel, die bei Frost und/oder Schnee aktiv sind: meist bei Tage unterwegs, oft mager, evtl. Nest zerstört

Jungigel unter 500 g Körpergewicht dürfen ab Ende Oktober zur Überwinterung ins Haus genommen werden, müssen aber im Frühjahr unbedingt wieder ausgewildert werden. Offensichtlich kranke oder verletzte Tiere dürfen ganzjährig aufgenommen werden, das Ziel sollte auch hier immer die Wiederauswilderung sein.
Igel versuchen nur zu flüchten, wenn sie sich unbemerkt glauben, anderenfalls "igeln" sie sich ein und vertrauen auf ihre Stacheln. Dies Verhalten wird ihnen auf Straßen oft zum Verhängnis, zumal sie besonders abends gerne auf sonnenwarmem Asphalt nach Insekten suchen. Wenn man sie greifen will, beißen Igel oft schnell zu, lassen aber bald von selber wieder los, so dass es sinnvoller ist, dies abzuwarten, als die Hand zurückzuziehen.
Igel sind wärmeliebende Tiere und können ohne Schaden ohne Winterschlaf überwintern, wenn Temperatur und Fütterung stimmen: Für den Winterschlaf benötigen die Tiere Dauertemperaturen unter + 6° C, für die Haltung ohne Winterschlaf gemäßigte Temperaturen zwischen + 18 und + 22° C. Bei einer Dauertemperatur zwischen etwa + 8 und + 16° C entsteht ein gefährlicher, kräftezehrender Zustand zwischen Wachsein und Winterschlaf, da die Igel in diesem Temperaturbereich kein Futter aufnehmen!

Erstversorgung von Igelsäuglingen
Legen Sie den Säugling in einem kleinen Karton auf eine handwarme Wärmeflasche, decken Sie ihn mit einem Handtuch zu.
Keine Flohmittel sprühen!
Nicht mit Kuhmilch oder Babynahrung füttern!
Geben Sie mit einer Einwegspritze oder Tropfpipette tropfenweise Fencheltee, achten Sie darauf, ob das Tier schluckt.
Fliegeneier und Maden mit einer Pinzette entfernen.
Fachhilfe suchen. Eine genaue Anleitung zur Erstversorgung finden Sie bei Pro Igel (s. u.).

Haltung älterer Tiere
Igel sind mit Ausnahme von Jungtieren Einzelgänger und müssen daher einzeln gehalten werden. Da sie in Freiheit in kleinen Höhlen ruhen, ist ihnen in Gefangenschaft ein Kistchen oder Karton mit seitlichem Schlupfloch anzubieten, der an der Oberseite geschlossen ist. Da die Tiere nur schütter behaart sind und über die Haut viel Wärme verlieren, sollte das Dach der Höhle den Igel nur wenig überragen. Als Unterlage empfiehlt sich Holz mit einer Lage Zeitungspapier und als Einlage zerknülltes Zeitungspapier. Beides sollte häufig gewechselt werden. Igel sind nachtaktive Tiere und sollten daher erst abends gefüttert werden und dann möglichst auch reichlich Auslauf erhalten.

Fütterung
Als Hauptfutter sollte handelsübliches Igelfutter angeboten werden, ersatzweise auch Dosenfutter für Hunde und Katzen, zusätzlich Hackfleisch, hartgekochte Eier und etwas Obst. Manchmal können auch Mehlwürmer angeboten werden, aber keinesfalls als Dauerfutter, da viel zu fett! Frisches Wasser sollte immer zur Verfügung stehen, aber niemals Kuhmilch, auch nicht verdünnt! Sehr wichtig ist die regelmäßige Gewichtskontrolle:
Kein in Gefangenschaft gehaltener Igel sollte jemals mehr als 800 - 900 Gramm wiegen. Die tägliche Futtermenge pro Igel beträgt etwa einen gehäuften Esslöffel pro Tag.

Gesundheitsvorsorge
Man kann davon ausgehen, dass jeder wildlebende Igel mit mehreren Arten Parasiten behaftet ist, die ihn zusätzlich schwächen. Daher sollte man mit jedem frisch aufgenommenen Tier einen Tierarzt aufsuchen, damit eine Behandlung zumindest gegen Lungenwürmer, besser zusätzlich auch gegen Magen-Darm-Würmer und Flöhe eingeleitet werden kann.

Weitere Informationen:

Pro Igel e. V.
Lilienweg 22
24536 Neumünster
Hotline (Tel. und Fax): 01805-555-9551

Literatur:

Das Igelpraxisbuch
Monika Neumeier
Kosmos-Verlag
erschienen 2001