Singvögel geraten meist als vermeintlich verlassene Jungvögel in Menschenhand. Meist sind diese Jungvögel aber gar nicht verlassen, sondern befinden sich in der normalen Ästlingsphase. Während dieser etwa 2 Wochen dauernden Zeit sitzen die Tiere nicht mehr im Nest, das dann zu klein geworden ist, sondern eben auf Ästen. Sie werden weiter von den Eltern gefüttert, weshalb sie um Futter betteln und sperren und das bei jeder Erschütterung. Wenn man solche Jungtiere am Boden findet, sollte man sie in das nächste Gebüsch setzen und sich entfernen. Meist dauert es nur wenige Momente, bis die Eltern wieder Kontakt zu den Kleinen aufnehmen und sie dann auch weiter versorgen.
Wenn man allerdings so einen Jungvogel mit nach Hause nimmt, muss man sich darüber im Klaren sein, dass dieser "vorübergehende" Zustand meist ein ganzes Vogelleben andauert, also bis zu 10 Jahre und länger! Meine Amsel Henry ist fast 14 Jahre alt geworden.

Denn in der Regel ist es nicht möglich, einen handaufgezogenen Vogel erfolgreich auszuwildern. Studien zeigen, dass von 100 ausgewilderten Singvögeln nach einem Jahr noch etwa 5 leben.
Wenn man nun aber ein wirklich vorzeitig aus dem Nest geratenes Jungtier aufziehen will, ist dabei folgendes zu beachten:

  • Noch nicht voll befiederte Jungtiere brauchen eine Wärmezufuhr, z. B. eine Wärmflasche.
  • Körnerfresser müssen von Sonnenauf- bis -untergang alle 60 Minuten gefüttert werden, Insektenfresser alle 30 Minuten.
  • Für Körnerfresser kann man einen krümeligen Brei aus Magerquark, hartgekochtem Ei und Semmelbröseln herstellen. Dieser wird mit einer Spritze in den Schnabel gegeben. Wenn der Vogel selbständig frisst, kann man auch Ebereschen und Regenwürmer zufüttern.
  • Insektenfresser fressen Insekten, ausschließlich!! Das heißt in der Regel Maden, die man im Anglerladen kaufen und im Kühlschrank aufbewahren kann. Sehr junge Vögel brauchen 100 Maden am Tag und mehr. Jede einzelne Made muss mit einer Schere angeschnitten werden, damit der Vogel sie verdauen kann. Mit Fliegen aus der Wildbahn sollte man vorsichtig sein, da diese Parasiten übertragen können.

Wenn man einen offensichtlich verletzten Vogel findet, sollte man diesen natürlich nicht seinem Schicksal überlassen.
Für die Fütterung gelten dieselben Hinweise wie für Jungvögel, mit einer Abweichung: Erwachsene Vögel sperren nicht, sondern müssen mit Zwangsmaßnahmen gefüttert werden: Vorsichtig den Schnabel öffnen und Futterbrei mit einer Spritze in den Kropf geben.
Auch hier stellt sich die Sinnfrage, denn nur vollständig gesunde Vögel können in der Wildbahn überleben und es bedeutet für wilde Tiere einen nicht einzuschätzenden Stress, von Menschen angefasst zu werden. Mit plötzlichen Todesfällen allein aus Stress ist daher zu rechnen.
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